#osternzuhause zwei
Ostern ist das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Es fällt in der Westkirche immer auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond, also frühestens auf den 22. März und spätestens auf den 25. April. Danach richten sich auch die Daten der beweglichen Festtage des Osterfestkreises.
Ich bin in Kärnten auf dem Land in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen und so haben mich die katholischen Festtage und Feierlichkeiten im Jahresverlauf geprägt. Traditionen werden bei meinen Eltern heute noch gepflegt und ich muss sagen … dieses Ostern fehlen sie mir besonders.
#osternzuhause heißt für mich nicht nur in Wien mit meinem Sohn und meinem Mann zu Hause zu sein. #osternzuhause wäre für mich auch, in Kärnten bei meinen Eltern zu sein und dieses Fest mit ihnen gemeinsam zu feiern. Ich habe sehr starke Wurzeln in meine Heimat, zu meinem Elternhaus und allem, was mich dort geprägt hat.
Als Jugendliche war es meine Aufgabe, die Kirchenzeitungen im Dorf auszutragen. „Nedelja“ ist die slowenische Kirchenzeitung der Diözese Gurk, die von vielen Haushalten in meinem Heimatort abonniert war und auch heute noch ist. Auch die deutsche Kirchenzeitung wurde von mir ausgeliefert, doch waren es da nur eine Handvoll Familien, die sie bezogen. Meine Großmütter waren sehr stolz auf mich, weil ich diese Aufgabe übernommen hatte. Beide waren sehr gläubig und der Kirche sehr verbunden.
Die kirchlichen Feierlichkeiten zu Ostern gehören genauso zu meinen Erinnerungen wie auch die sonstigen Osterbräuche, die gepflegt wurden.
Die Vorbereitungen
In der Karwoche trafen sich die Frauen vom Dorf, um die Kirche zu putzen. Im Gegensatz dazu war das Ratschen zu meiner Zeit noch fast ganz in Burschenhänden. Mein Vater hat für meine Brüder große Ratschen gebaut, mit denen sie gemeinsam mit den anderen durch das Dorf zogen, weil die Glocken ja nach Rom geflogen sind. Tagsüber wurden wir Mädchen geduldet, doch das nächtliche Ratschen war den Burschen vorbehalten. Sie schliefen dann alle gemeinsam bei einem Bauern auf der Tenne und zogen in der Früh los, um die Arbeit der Kirchenglocken zu übernehmen.
Ich erinnere mich, dass ich den Kreuzweg am Karfreitag immer mit großem Respekt begangen habe. Dieser am Kreuz hängende Christus war mir nicht ganz geheuer. Wie soll ein Kind das auch verstehen? Und doch war ich immer dabei und bin mitgegangen. Tradition ist nach wie vor, zur Anbetung in die Krypta zu gehen und auf den Friedhof, um der Toten zu gedenken. Es werden Kerzen angezündet.
Tradition ist es ebenso, den Korb für die Segnung der Osterspeisen am Samstagnachmittag zu packen.
Das war immer der Zeitpunkt, wo alles fertig geputzt sein musste, die Ostereier gefärbt, der Osterschinken mit geweihtem Feuer gekocht, der Reindling gebacken. Die Arbeit war zu Ende und die Feierlichkeiten begannen, auch wenn bei uns zu Hause der Osterschinken immer erst am Sonntag aufgeschnitten wurde.
Am Samstagabend werden die Osterfeuer abgebrannt. Heuer sind sie auf Grund der Trockenheit sowieso verboten, doch in anderen Jahren trifft man sich mitten im Dorf am Dorfplatz, wo die Prozession beginnt. In meinem Heimatort werden meterlange Fichtenbäume geschultert und als Fackeln von jungen Männern über die Felder getragen.
Es wird der Rosenkranz gebetet. An den Stationen drehen sich die Männer mit den Fackeln auf den Schultern im Kreis – ich muss da immer an Derwische denken, wenngleich es anders ist. Das hat schon eine eigene, sehr eindrückliche Stimmung. Mit diesen Fackeln wird dann das Osterfeuer angezündet, welches außerhalb des Dorfes auf einem Feld vorbereitet wurde.
Hier enden die Prozession und das Gebet.
Hier kommt das Dorf zusammen, man redet, man feiert.
Miteinander.
Die Auferstehung
In manchen Gemeinden wird die Auferstehung ja bereits am Samstagabend gefeiert. Du kommst in eine dunkle Kirche, es wird im Laufe der Messe hell, doch ist vor den Fenstern Nacht. Nein, das ist es für mich nicht.
Die Auferstehungsmesse wird am Sonntag zeitig in der Früh gefeiert. Die Gläubigen kommen in eine dunkle Kirche, im Laufe der Messe wird es hell, durch Licht und Gebete, die Hoffnung bringen. In meiner Heimatgemeinde wird slowenisch und deutsch gebetet. Die Volksgruppen beten miteinander, auch wenn im Hintergrund die Konflikte um diese Sprachen immer noch merkbar sind.
Kirchen, vor allem alte Kirchen, haben für mich eine eigene Atmosphäre. Schon die Alten wussten um die Macht des Lichtes. Eine Stimmung, die zum Innehalten einlädt, zum Nachdenken, Beten … wie auch immer man das nennen mag. Die Kraft von solchen Plätzen, von Riten und Bräuchen ist spürbar. Wenn man es zulässt. Ich für meinen Teil bin ein glücklicher Mensch, weil ich so aufgewachsen bin.
Derzeit ist kein Kirchgang möglich, kein Treffen in der Messe, kein gemeinsames Beten in der Kirche. Wie auch in anderen Bereichen werden auch hier die Medien genutzt.
Für die Gläubigen wird ein Angebot zum Mitfeiern geschaffen. Am Karfreitag kam der Gottesdienst aus dem Evangelischen Zentrum, übertragen vom ORF. Die Segnung der Osterspeisen wurde aus der Steiermark im Fernsehen übertragen. Beides anders als es sonst gewesen wäre, doch beides sehr ergreifend. Vielleicht ist es auch eine Gelegenheit, Neues kennenzulernen, teilzuhaben an Feiern, wie man sie sonst nicht besuchen würde. Egal welche Glaubensrichtung oder ohne Glauben … das Angebot derzeit ist reichhaltig wie noch nie. Alle Glaubensgemeinschaften gehen neue Wege, um die Menschen zu erreichen.
Über das Internet konnte man an der Auferstehungsmesse der Christuskirche in Innsbruck teilnehmen. Hier hat man, um mehrere Teilnehmer zeigen zu können, bereits im Vorfeld gefilmt und geschnitten und konnte so die Stimmung der Auferstehung in der Früh mit der aufgehenden Sonne einfangen. Aus meiner Heimatgemeinde wird seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen der Sonntagsgottesdienst über Youtube übertragen.
Den päpstlichen Segen „Urbi et Orbi“ kann man seit Jahren über Fernsehen empfangen. Dieser Ablass der Sünden gilt auch für jene, die über die Medien dabei sind. Auch das ist eine Erinnerung an meine Kindheit und etwas, was ich nicht verstanden habe. Ablass. Aber man hat sich versammelt, um den Papst zu sehen und seinen Segen über TV zu empfangen. Da waren auch die Großmütter dabei. Ich stamme aus einer Generation, wo es kein Internet gab und wenn eine Sendung vorbei war, war sie vorbei. Eine Erscheinung der heutigen Zeit ist aber auch, dass man sich diese Sendungen alle auch zeitversetzt anschauen kann. Die Frage, die sich da stellt … gilt der Ablass auch zeitversetzt?
Im Gegensatz zu vor ein paar Wochen hat der Papst seinen Segen diesen Ostersonntag aus der Peterskirche gespendet. 170 TV-Stationen sollen dabei gewesen sein. Das Interesse ist groß. Vor allem in Zeiten wie diesen.
Carepaket
Meine Eltern haben uns mit einem Carepaket versorgt. Es gab Osterhasen, die gleich mit Mundschutz versorgt wurden, es gab Osterschinken, gefärbte Ostereier, den herrlichen Kärntner Reindling meiner Mutter, alles dabei. Meine Eltern haben das Paket mit viel Liebe gepackt.
Mit viel Liebe habe ich die Osterjause am Sonntag für meine Familie hergerichtet. Alles wunderbar, bis auf das „Moce“ (Motsche gesprochen), welches ich gemacht habe. Eigentlich weiß ich ja gar nicht, wie man das schreibt. Im weitesten Sinne könnte man das als Eiersalat mit Eiern, Kren, Öl, Essig, Salz bezeichnen. Nun, ich hab es versucht.
Ich musste sehr an einen Satz denken, den ich meinem Sohn immer sage, wenn er meint, die Jause würde so gut schmecken, die ich ihm in die Schule mitgebe. Ich sag: „Da ist viel mütterliche Liebe drinnen!“
Die hat mir bei meinem Moce gefehlt. Nämlich die entscheidende Prise Liebe meiner Mutter, wenn sie das macht.
Ob es nun Glück ist, dass wir derzeit so schönes Wetter haben … ich weiß es nicht. Wäre es nicht so sonnig schön und warm, würden die Menschen leichter zu Hause bleiben. Was erlaubt ist, ist ein Osterspaziergang. Diesen haben wir dann auch gemacht. Eine Runde um den Häuserblock sozusagen, ein kleines Stück auf der Donauinsel. Ich brauche jetzt nicht extra erwähnen, dass dies mit dem Osterspaziergang durch die Dobrowa – den Wald – in Kärnten nicht mithalten kann.
Die Ausgangsbeschränkungen bleiben mit Fug und Recht noch über die Feiertage bestehen. Würden die Menschen sonst doch zusammensitzen, miteinander feiern, sich treffen, den derzeit noch notwendigen Abstand nicht einhalten und sich anstecken. All die Anstrengungen der letzten Wochen wären vielleicht nicht ganz umsonst gewesen, wenn man sich die Zahlen anschaut, die letzte Woche präsentiert wurden, aber trotzdem würde sich das Virus wieder mehr weiterverbreiten.
Im Vergleich dazu ist es ein kleines Opfer, #osternzuhause zu verbringen und nicht im größeren Kreis mit der ganzen Familie.
Und der Osterhase macht trotzdem seine Arbeit. Hier handelt es sich nämlich um einen systemrelevaten Job. Unter Einhaltung der geltenden Hygiene- und Abstandsmaßnahmen kann dieser mit vollem Engagement ausgeübt werden. (Quelle: Instagram – Antwort des Innenministers auf eine entsprechende Anfrage)