#stayhealthy

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Ich fühle mich derzeit ein wenig erschlagen. Die Dinge ändern sich rascher, als ich meine Gedanken ordnen kann. Ich versuche es trotzdem. Und während ich schreibe, werden manche Entscheidungen schon wieder von Neuerungen überholt. Das war es wohl mit der Entschleunigung.

Die Woche 5 beginnt mit den versprochenen Lockerungen und der scheinbar unvermeidlichen Pressekonferenz.  Jedenfalls scheint sie unvermeidlich zu sein, wird doch vieles verkündet, was eh schon bekannt ist. Dies dient wohl der Einprägung. Es wird wieder auf die Notbremse hingewiesen, die gezogen wird, sofern sich die Zahlen wieder in die falsche Richtung entwickeln. Diese wöchentlichen Pressekonferenzen mit den „Vier hinter dem Plexiglas“ werden zur Routine, etwas worauf man sich verlassen kann. Genauso regelmäßig werden immer neue Pressekonferenzen für die folgenden Tage angekündigt, die sich um die einzelnen Themen im Detail drehen und je nach Thema gibt es da dann wechselnde TeilnehmerInnen.

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Bei der Pressekonferenz in Woche 6 wurde dann auch aufgeholt, was man in der fünften Woche vielleicht zu wenig detailliert verkündet hat. Ich muss gestehen, habe ich in den ersten Wochen die Pressekonferenzen noch möglichst verfolgt, lasse ich in der Zwischenzeit viele aus. Nicht weil es mich nicht interessiert, sondern weil ich mich – siehe oben – ein wenig erschlagen fühle.

Doch gilt es nach wie vor die Moral hochzuhalten, im Gesamten durchzuhalten, die Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten, vielleicht zwischendurch innezuhalten und jedenfalls zusammenzuhalten. Dies jedoch unter Wahrung des Sicherheitsabstandes.

Kritik im Ausnahmezustand

Je länger dieser Ausnahmezustand andauert, desto lauter wird auch die Kritik. Immer mehr Menschen hinterfragen die Entscheidungen. Oder bekommt man vom Hinterfragen in der Zwischenzeit nur mehr mit? Vermehrt wird darauf hingewiesen, wie wichtig unabhängiger Journalismus ist, kommt doch die offizielle Information manchmal als Einheitsbrei daher und klingt wahrlich schön. Zu schön, um wahr zu sein? Dazu kommt, dass Österreich auf der Rangliste der Reporter ohne Grenzen von Platz 16 auf Platz 18 abgerutscht ist. Wobei da der Umgang mit der aktuellen Krise noch nicht einberechnet ist. Diese Veränderung haben wir hauptsächlich Ibiza zu verdanken.

Eine Kritik betrifft die Öffnung der Geschäfte ab dem 14.04.2020. Nämlich warum nur die Kleinen zuerst? Man hätte doch auch jetzt A-K aufmachen können, antwortet der Bundeskanzler auf eine diesbezügliche Frage. Aber man hat sich für die Variante zuerst die Kleinen, dann die Großen entschieden. Es geht um eine schrittweise Öffnung. Es klingt fast ein wenig beleidigt, dass dies überhaupt gefragt wird.

Wobei sich nun z.B. die Möbelhäuser beschweren, weil man in Bau- und Gartenmärkten teilweise ähnliches Sortiment findet. NONANET. Hier denke ich wieder an ein Interview mit der Blumenhändlerin aus Meidling, die ihr Geschäft gleich zu Beginn zusperren musste. Aber der Supermarkt nebenan durfte Blumen und Blumenerde verkaufen. Ganz ehrlich … mein Mitgefühl ist hier eindeutig bei der kleinen Blumenhändlerin und nicht beim großen Möbelhaus.

Endlich?

Auf die Bau- und Gartenmärkte gibt es dann tatsächlich einen großen Ansturm, gleich am ersten Tag, gleich in der Früh. Einerseits kann ich die Leute ja verstehen, die endlich das Material zum Renovieren einkaufen wollen, wenn sie schon in Kurzarbeit zu Hause sind und die Zeit dafür haben. Andererseits verstehe ich nicht, wenn man sich in eine elendslange Schlange vor dem Geschäft einreihen muss und warten und warten und warten … denn gesteuert wird über die Einkaufswägen, d.h. es stehen nur so viele Einkaufswägen zur Verfügung, wie Kunden in das Geschäft dürfen, somit auch pro Einkaufswagen nur eine Person.

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Erst wenn ein Einkaufswagen frei ist, darf man rein. Ich hab’s ja nicht persönlich gesehen, aber so wurde es berichtet und ging viral, denn die Videos und Fotos wurden bald durch die Gegend geschickt.

Auch Altstoffsammelzentren sind wieder offen, nicht alle, aber in Wien immerhin neun Stück, jene, die die Sicherheitsvorkehrungen erfüllen können. Und die AutofahrerInnen können endlich wieder Autowaschen fahren. Das wäre für mich auch nicht besonders hoch oben auf der Prioritätenliste, aber bitte! Jedem Tierchen sein Pläsierchen, heißt es doch so schön.

Mit zu denen, die öffnen dürfen, gehören die Pfandleihanstalten. Das finde ich irgendwie schräg, ich habe aber auch keinen Bezug zu Pfandleihanstalten. Hier gibt es aber offenbar großen Bedarf. Manche gehen hin, um Wertgegenstände zu Geld zu machen, andere gehen hin, weil sie auf der Jagd nach Schnäppchen sind.

Der Fahrradhandel darf aufsperren, auch der Buchhandel und endlich auch die kleinen Blumenhändler. Pro Kunde müssen 20 m² Fläche zur Verfügung stehen, was manches Geschäft schon wieder in Bedrängnis bringt. Weil das bedeutet, dass der Kunde vor der Tür warten muss, bis er hineindarf. Tjo …. es hat keiner gesagt, dass es leicht wird.

Die Ausgangsbeschränkungen bleiben so bis Ende April, aber man darf natürlich unter Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen in alle Geschäfte gehen, die offen sind. Gibt es wirklich jemanden, der das bezweifelt? Die Geschäfte zu öffnen und dann darf keiner rein, wäre ja doch ziemlich schwachsinnig.

Der nächste Schritt

Bis weitere, größere Geschäfte und Einkaufszentren aufmachen können werden 2 bis 3 Wochen vergehen, um die Entwicklung zu beobachten. Wobei in weiterer Folge immer von 2 Wochen gesprochen wird, in denen beobachtet wird. Übrigens haben manche Geschäftsleute überlegt, die Verkaufsfläche zu begrenzen, um aufmachen zu können bzw. haben sie teilweise bereits baulichen Maßnahmen ergriffen, nachdem die Gerüchte über die Öffnung der Beschränkungen die Runde machten. Aber nein, das ging dann trotzdem nicht, das wurde von der Regierung unterbunden. Blöd für jene, die bereits baulich getrennt hatten.

Erinnert das nun nur mich an die Geschichte mit den Raucher- und Nichtraucherzonen in der Gastronomie? Apropos … die Gastronomie soll ab Mitte Mai wieder aufsperren dürfen.

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Auch hier wird von Maskenpflicht gesprochen. Dies konnten wir hören, wenn wir das Interview von CNN mit dem Bundeskanzler verfolgt haben. Schnell wird klargestellt, dass das Personal Masken tragen soll und nicht die Gäste. Die Sperrstunde wird mit 23:00 h festgesetzt. Wie es sonst gehen soll, ist alles noch offen. Nur 50 % Maximalbelegung und trotzdem 100 % der Kosten? Muss jemand angestellt werden, um die Toiletten permanent zu desinfizieren? Wie ist es mit dem Salzstreuer am Tisch? Und stehen die Gäste an der Bar in 1,5 Metern Abstand? Ganz ehrlich: das ist nicht besonders gemütlich. Aber um Gemütlichkeit geht es in Zeiten wie diesen nicht. Für die UnternehmerInnen geht es aber trotzdem um Wirtschaftlichkeit und viele haben bereits verkündet, dass sie evtl. erst zu einem späteren Zeitpunkt aufsperren wollen.

Auch in Woche 5 war ich wieder einen Tag im Büro. Von Normalbetrieb sind wir noch weit entfernt, aber wir waren zu zweit. Das war ziemlich eigenartig nach so langer Zeit. Platz genug haben wir ja, Abstand halten kein Problem. Wir haben uns den Spaß gemacht und haben herrschaftlich zu Mittag gegessen. Herrschaftlich, weil jeder an einem Kopfende gesessen ist. Der Tisch im sogenannten Mittelzimmer ist groß und bietet für bis zu 14 MitarbeiterInnen Platz. Aber auch das war nicht besonders gemütlich.

Einhaltung der Vorschriften

In den öffentlichen Verkehrsmitteln sind nun Masken vorgeschrieben, jedoch werden hier weder welche verteilt noch verkauft. Sie müssen mitgebracht und im Verkehrsmittel aufgesetzt werden. So war die Anweisung zu Beginn. Einige Tage später wird ein Regelwerk über das richtige Verhalten verteilt, da steht auch drinnen, dass die Masken auch im Haltestellen- und Wartebereich zu tragen sind. Ohne Schutz durch Masken kann die Mitfahrt verweigert werden. In der Zwischenzeit sind viele mit Masken ausgestattet und gar nicht mehr darauf angewiesen, in den Geschäften welche zu bekommen. Über die Verpflichtung der Supermärkte, für ihre KundInnen Masken zur Verfügung zu stellen wurde im Vorfeld auch viel diskutiert. Natürlich ging es um die Kosten, die einfach abgewälzt werden sollten.

Zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen wurde man angezeigt, wenn man gegen die Vorschriften verstoßen hat. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Auch hier wurde in der Zwischenzeit eine rechtliche Grundlage geschaffen, die der Polizei ermöglicht, ein Organstrafmandat auszustellen. Wenn man ohne Mund-Nasen-Schutz angetroffen wird oder den Mindestabstand nicht einhält, kann man nun mit einem Strafzettel bedacht werden. Kann man den direkt bezahlen, ist eine Anzeige vom Tisch.

Apropos Strafzettel … ich habe meinen ersten – Strafzettel „Wegen Überschreitung der Sperrstunde“ bekommen. Das war 1985, ich war als Kellnerin in einem Gasthof beschäftigt. Die Eingangstür hatte ich wohl nach Mitternacht zugesperrt, aber die Gäste waren noch da. Tjoooo … der Polizist ist am nächsten Tag wiedergekommen und hat mir das Strafmandat überreicht.

Zusperren ist nicht immer die beste Variante.

Das haben endlich auch die Verantwortlichen für die Bundesgärten eingesehen. Diese sind seit 14.04.2020 tatsächlich wieder offen und die Menschen können hier spazieren gehen oder laufen. Sogar auf einem Bankerl darf man sitzen, sofern man nachweisen kann, dass es sich um Personen aus dem gleichen Haushalt handelt. Der Abstand muss eingehalten werden, das ist eh klar und OK.

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Und es gibt Sicherheitspersonal, das die Einhaltung der Vorschriften kontrolliert, vor allem an den ach so schmalen Eingangstoren. Dieses darf sich am Ende der Woche 6 wieder um andere Aufgaben kümmern, nachdem man festgestellt hat, dass die Menschen es alleine schaffen, den Sicherheitsabstand beim Durchgehen durch die Tore einzuhalten.

Corona ist nach wie vor das beherrschende Thema in den Nachrichten. Im Gegensatz zu Themen wie Flüchtlinge und Untersuchungsausschüsse. Die Ausschüsse können derzeit nicht stattfinden, weil die Befragungen nicht durchgeführt werden können. Die Grenzen sind zu, die Flüchtlinge sind weit weg. Allerdings schaffen es mit der Zeit auch diese Themen wieder in die Nachrichten. Die Umstände, in denen die Menschen in den Flüchtlingslagern untergebracht sind, sind sowieso schon unmenschlich. Wenn das Virus hier ankommt, wird es noch schlimmer. Abstand halten? Hygiene? Regelmäßig Händewaschen? Wie denn? Wenn es keine Möglichkeiten gibt. 100(te) Menschen für eine Dusche oder eine Toilette? Desinfektion nicht oder kaum vorhanden. Dies bedeutet hohe Ansteckungsgefahr.

Die neue Normalität

Brrr … diese Bezeichnung ist Anwärter für das Unwort des Jahres. Aber abgesehen davon sind wir – hier in Österreich – in der glücklichen Lage, dass die Maßnahmen greifen. Die Regierung kann wieder Lockerungen beschließen. Das sogenannte Hochfahren kann endlich beginnen. Wie eingangs erwähnt … die kleinen Geschäfte sind offen, nachdem sich die Zahlen gut entwickeln, dürfen – das wird mittlerweile veröffentlicht – ab 01.05.2020 alle Geschäfte aufmachen. Und zusätzlich zu den Friseuren nun auch Dienstleistungsbetriebe wie Fußpflege, Maniküre etc. Damit ist die Frage von Woche 5 geklärt, warum nur die FriseurInnen, wo doch andere DienstleisterInnen in ähnlichem Abstand sind zum Kunden arbeiten. Hier hat man also nachgebessert.

Die Reproduktionszahl ist bereits weit unter Eins. Dieses Ziel wurde also erreicht. Es ist jedoch trotzdem kein Anlass für zu schnelle Entwarnung. Die Durchseuchungsrate ist derzeit viel zu gering, um auf Herdenimmunität setzen zu können. Wenn man das verstanden hat, hat man auch verstanden, dass uns das alles noch lang begleiten wird. Die Masken, der Abstand, die Sicherheitsmaßnahmen, die Reisebeschränkungen. Und wir werden auf Vieles verzichten müssen, was uns lieb und teuer war. Vor allem werden wir uns weiter einschränken müssen. Wer geglaubt hat, dass es ein schnelles Hochfahren geben wird, muss sich eines Besseren belehren lassen.

Vor allem Menschen, die alleine leben, leiden unter Einsamkeit. Ob Jung oder Alt, ohne die gewohnten sozialen Kontakte außerhalb der eigenen 4 Wände ist das Leben einsam. Auch unsere Alten, die in Pflegeheimen leben, wünschen sich sehnlichst den Besuch ihrer Lieben. Es wird über Besuchsboxen nachgedacht bzw. wurden sie teilweise schon eingerichtet. Je länger die Einschränkungen dauern, desto mehr Probleme tauchen im psychosozialen Bereich auf.

Sport

Ein großes Thema, welches in einer eigenen Pressekonferenz in Woche 5 behandelt wird, ist das Thema Sport. Viele Menschen scharren in den Löchern, um endlich wieder ihre sportlichen Betätigungen aufnehmen zu können. Endlich gibt es hier einen Lichtschein am Horizont. Die Euphorie wird aber gleichzeitig gedämpft. Wer Einzelsport in Kombination mit Outdoor betreibt hat gute Karten. Ab dem 01.05.2020 kann es wieder losgehen. Für mich heißt das: Endlich! Endlich wieder auf den Golfplatz.

Im Detail muss erst alles fixiert werden. Die Sportverbände sind eingeladen, die genauen Regeln festzulegen. Sie wissen wohl selbst am besten, wie man ihre Sportart anpassen kann. Als Beispiel bringt der Sportminister, dass beim Tennis jeder seine eigenen Bälle hat. Hmmm …. wie stell ich mir das in der Praxis vor? Da muss wohl als erstes geübt werden, wie man einen Ball nur mit dem Schläger aufpäppelt, um ihn zurück zu schlagen. Ohne ihn anzugreifen. Oder spielt man Fußball mit dem Tennisball?

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Ich frage den Fachmann an meiner Seite, was er davon hält. Ich sag es wie es ist … seine Begeisterung in Bezug auf solche Ideen hält sich in Grenzen. Vor allem auch, nachdem vorerst nur Einzelspiele erlaubt sein werden. Er spielt regelmäßig mit Freunden im Doppel. Und – was genauso wichtig ist – ist die Nachbesprechung der Spiele. Auch das soll nicht erlaubt sein, jedenfalls nicht, bevor auch die Entscheidung getroffen ist, wie man in Gastwirtschaften die Regeln umsetzen kann. Der Lichtschein am Horizont erstrahlt in der 6. Woche, nachdem verlautbart wird, dass die Gastronomie ab 15.05.2020 aufsperren darf.

Der Vorteil beim Golf ist ja, dass da von Haus aus Abstand herrscht. Wenn jemand abschlägt, willst nicht im Radius stehen. Ball hast sowieso deinen eigenen, also ist auch das kein Problem. Aber wie ist es auf der Driving Range? Gerüchten zufolge bleiben die Ballmaschinen für die Rangebälle außer Betrieb, das heißt auch keine Driving Range? Also kein Training möglich? Hmmmm … das ist blöd. Aber lassen wir uns überraschen. Der Golfverband wird schon mit Anfragen bombardiert. Die Verantwortlichen lassen aber wissen, dass sie noch auf die entsprechende offizielle Verordnung warten und dann die Vorschriften ausarbeiten. Und auch hier bleibt die Frage nach der verbalen Aufarbeitung der Runde auf „Loch 19“, dem Golfrestaurant.

Die ProfisportlerInnen bzw. die, deren Einkommen von der sportlichen Tätigkeit abhängt, dürfen bereits ab dem 20.04.2020 wieder mit dem Training beginnen. Immer alles unter sehr strengen Sicherheitsvorkehrungen. Auch für den Fußball gibt es strenge Regelungen, bis zu Corona-Tests vor den Spielen. Aber nur für die oberste Liga und hier nur für die MANNschaften, sprich nicht für den Frauen-Bundesliga. Der Breitensport und somit auch die Jugendarbeit muss noch warten.

Apropos Jugend: hier wird verlautbart – auch in der 6. Woche – dass ab 15.05.2020 ein stufenweises Hochfahren des Schulbetriebes geplant ist. Die dazugehörige Pressekonferenz kommt Ende der Woche. Zusätzlich – und da werden sich die Gläubigen besonders freuen – heißt es, dass ab diesem Tag auch wieder Gottesdienste erlaubt sein werden, jedoch unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften. Der Stephansdom wird bei 20 m² pro BesucherIn sehr leer wirken. Manche Gemeinden erreichen im Normalbetrieb nicht die maximale Anzahl an BesucherInnen.

Kunst- und Kultur

Eine weitere weitreichende Entscheidung betrifft den Bereich der Kultur. Dieser Bereich wurde mit den Theatern und den Museen als Erstes geschlossen. Es wird verkündet, dass bis 30.06.2020 Veranstaltungen wie Theater, Festivals, Festspiele verboten bleiben. Nach wenigen Tagen wird das Verbot von Veranstaltungen bis Ende August 2020 erweitert.

Wenn man sich überlegt, dass viele der Prominenten aus dem Ausland einreisen würden, es derzeit immer noch Reisebeschränkungen gibt und man keine Ahnung hat, wie sich das alles in den nächsten Wochen entwickelt, ist es wohl einerseits eine für die Planung notwendige – für manche jedoch eine katastrophale – Entscheidung! Jedenfalls für die, die das finanzielle Risiko tragen. Andererseits heißt es eben auch keinen Umsatz. Wir reden hier von einem halben Jahr.

Fixkosten lösen sich nicht in Luft auf. Die Bundesmuseen sperren nicht so schnell auf wie sie dürfen, weil sie es sich nicht leisten können. Wird berichtet. Sie rechnen in den ersten möglichen Wochen mit zu geringen Besucherzahlen. Im Gegensatz dazu decken die Hilfszahlungen aus der Kurzarbeit einen kleinen Teil der Kosten. Immerhin. Es wurden Reparaturarbeiten vorgezogen und aufgesperrt wird zu unterschiedlichen späteren Zeitpunkten. Man hofft, dass da dann genug Besucher kommen.

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Es ist also klar, dass auch die Kunst- und Kulturszene große finanzielle Unterstützung brauchen wird.

Eine Veranstaltung auf die Bühne zu bringen, ein Festival zu organisieren, Personalkosten und alles, was sonst noch zu bezahlen ist … da hängt ganz schön viel dran. Und dann kann das Festival vielleicht nicht stattfinden, weil die Stars nicht kommen können. Was aber genauso schlimm wäre – oder vielleicht schlimmer – es kommen keine Gäste. Dann hatte man bereits all die Ausgaben und hat dann erst recht wieder das finanzielle Desaster. Dreht man Radio oder TV-Gerät auf, hört man laufend jemanden, der vorrechnet, wie schnell man zahlungsunfähig ist, wenn man keine echte finanzielle Unterstützung bekommt.  

Derzeit werden viele Veranstalter von Kunden kontaktiert, die wegen Erstattung der Tickets anfragen. Die Veranstalter sagen, müssten sie alles zurückzahlen, müssten sie Konkurs anmelden, weil sie ja schon für kommende Veranstaltungen Geld investiert haben und das Geld der Eintrittskarten bereits ausgegeben haben. Sie brauchen neue Einnahmen. Das geht sich alles nicht aus. Es braucht dringend Hilfe, die auf Grund des Stillstands notwendig ist. Hier hoffen die Veranstalter, dass Kunden auf eine sofortige Rückzahlung verzichten und sich auf eine Gutschrift einlassen. Doch dann trägt der Kunde das Risiko. Geht der Veranstalter in Konkurs, ist das Geld futsch.

Es braucht eine Strategie, wie es nach Corona weitergehen kann, zumal auch der Ticketverkauf für zukünftige Veranstaltungen ab Herbst oder später stockt.

So ein Theater mit dem Theater

Es ist nicht leicht für all die Menschen, die da dranhängen. Die KünstlerInnen, die SchauspielerInnen, die MusikerInnen, die TontechnikerInnen, die BühnenbildnerInnen, die MaskenbildnerInnen, ja bis zur Administration und dem Putzpersonal. Es hängen viele Menschen dran. Und viele davon haben kein regelmäßiges Einkommen, weil sie projektbezogen arbeiten und in wenigen Monaten ihren Lebensunterhalt für das ganze Jahr verdienen müssen.

Manche der Verantwortlichen beschweren sich lauthals, dass mit ihnen nicht gesprochen wurde, bevor Aussagen wie „20 m² pro Person“ getätigt wurden. Man solle sich doch bitte mit den richtigen Experten zusammensetzen. Denn sie wissen, wie es geht. So wie im ersten Vorschlag seitens der Politik geht es sicher mal nicht. Wie soll ein Theater auf Abstand funktionieren? Abstand in den Zuschauerrängen? Geht nicht. Verkauft man dann nur jede zweite Karte? Und welche, damit man nicht dem Vordermann in den Nacken husten kann? Geht wirtschaftlich nicht.

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Abstand auf der Bühne? Geht nicht. Romeo und Julia ohne Kuss? Geht nicht. Mit Maske? Geht schon gar nicht. Also geht Theater, Operette, Oper … gar nicht. Man darf gespannt sein, wie die Lösungen ausschauen.

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Gespannt darf man auch sein, wie es mit dem Tourismus ausschauen wird. Kein Tourismus, kein Umsatz. Gibt es doch Reisebeschränkungen in alle Richtungen. Jede Prognose ist wie Fahren bei dichtem Nebel. Keiner weiß, wie es 10 m weiter ausschaut. Reisefreiheit soll in Abstimmung auf europäischer Ebene beschlossen werden, Regelungen mit Nachbarstaaten müssen getroffen werden.

Hier ein Hilfspaket und dort noch eines. Es gibt viele Gruppen, die dringend Unterstützung brauchen. Weil sie arbeitslos sind oder weil sie das Geschäft zusperren mussten, weil ihre Unternehmensgrundlage plötzlich weggefallen ist oder eben verboten ist. Die gesetzlichen Gegebenheiten ändern sich rasch.

Das ist auch einer der großen Kritikpunkte vor allem der Opposition, aber auch anderer Beobachter. In der Zwischenzeit wurden einige Gesetze geändert, manche außer Kraft gesetzt, viele Erlässe rausgegeben und Verordnungen geschrieben. Vieles auf die Schnelle. Und dann – wie es sich herausstellt – nicht immer entsprechend unserer Verfassung. Es wurden Klagen beim Verfassungsgerichtshof eingebracht. Es werden Forderungen laut, dass diese Gesetze repariert werden müssen. Die Antwort unseres Bundeskanzlers auf die Nachfrage lautet, dass diese Gesetze außer Kraft sein würden, bevor der Verfassungsgerichtshof mit der Prüfung fertig ist. Die finde ich unglaublich. Sorry! Das ist eine Antwort, die von jemandem in so einer Position nicht zu akzeptieren ist.

Hier lob ich mir unsere deutschen Nachbarn. Hier fordert die Bundeskanzlerin ein, kritisch und achtsam zu sein. Eben weil viele Entscheidungen im Eiltempo getroffen werden müssen.

Trotzdem mag ich nicht glauben, dass sich die Verantwortlichen die Entscheidungen einfach machen. Ich möchte nicht in deren Haut stecken. Aber Kritik einfach vom Tisch zu wischen ist falsch. Vieles von dem, was beschlossen wurde, funktioniert am Papier. Doch an der Umsetzung scheint es zu kranken. Egal wo man hinschaut, es gibt Beteiligte, die sich verlassen oder übergangen fühlen. Und viele, an denen diese Hilfsfonds einfach vorbei gehen und nicht zutreffen. Wobei immer wieder betont wird: „Wir verhandeln noch!“.

Die Not ist groß

Es scheinen ganz viele durch den Rost zu fallen und fühlen sich verschaukelt, wenn es heißt, es wird allen geholfen. Es ist zum Haare raufen. Ich verstehe es nach wie vor nicht, warum die Hilfszahlungen nicht über das Finanzamt abgewickelt werden. Die WKO wehrt sich naturgemäß gegen die Vorwürfe und stellt fest, dass es um ein einfaches Schnellhilfeinstrument handelt, nachdem es eine Schnittstelle zum Finanzamt gibt. Die Berechnung wäre automatisch und binnen zwei Tagen hätte man die Antwort. Die Finanzämter wären mit anderen Aufgaben in Zusammenhang, wie z.B. die Abwicklung der Steuerstundungen mehr als ausgelastet.

Wie bezieht man alle Aspekte mit ein? Es hat doch jede Medaille zwei Seiten, was für die Einen gut ist, ist für die Anderen eine Katastrophe. Es wird immer wieder von ExpertInnen gesprochen, die miteinbezogen werden. All diese Entscheidungen betreffen die gesamte Gesellschaft. Es ist niemand ausgenommen. Egal, ob nun die Geschäfte geschlossen bleiben müssen oder in der Freizeit alle zu Hause bleiben sollen. Und jede(r) hat für seinen Bereich seine persönlichen Erfahrungen oder würde in seinem Bereich die Entscheidung möglicherweise anders treffen. Manchen vielleicht, manchen sicher, wird doch oft die Existenzgrundlage entzogen.

Ansichtssache

Ich denke an die Geschichte des Professors, der seinen StudentInnen ein Buch entgegenhält und fragt: „Welche Farbe hat das Buch?“. Die StudentInnen sagen: „Es ist grün!“. Der Professor sagt: „Schaut genau, ich sage, es ist gelb!“. Die StudentInnen entgegnen: „Nein, es ist grün!“. Der Professor schüttelt den Kopf: „Wo schaut ihr hin? Es ist gelb!“. Die StudentInnen sind ratlos, sehen sie doch ein grünes Buch. Eindeutig.

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Und dann dreht der Professor das Buch um: „Seht her, das Buch IST gelb!“. Und das ist richtig. Aus der Sicht des Professors ist das Buch tatsächlich gelb.

Und das muss das Ziel sein. Verschiedene Aspekte einzubeziehen. Auch Gegenstimmen zu hören. Die Kritiker nicht mundtot zu machen. Es muss möglich sein, auch andere Meinungen zu hören. Allerdings ist es nach wie vor leichter, nach Wochen zu kritisieren, was gemacht wurde, als in der Situation selbst zu entscheiden und den richtigen Weg zu finden.

Gibt es doch meist zu jeder Meinung eine Gegenmeinung, zu jedem Beweis einen Gegenbeweis.

Ist die Sterblichkeit nun höher als üblicherweise oder nicht? Vor ein paar Tagen wurde in der ZIB eine Statistik präsentiert, die zeigt, dass die Sterblichkeit in Spanien um ein Vielfaches höher ist als im März vergangener Jahre. In Ländern wie in Spanien oder Italien hatte man keine Ressourcen, um festzustellen, ob die vielen Menschen nun tatsächlich an Covid-19 gestorben sind oder nicht. Es werden aber alle Toten, bei denen das Virus festgestellt wurde, als Corona-Tote gezählt. Immer wieder mit dem Hinweis auf Vorerkrankungen. Wobei die Länder unterschiedliche Kriterien für die Feststellung der Zahlen haben. Oft reicht die Einschätzung des Arztes, um als Corona-Tote(r) gezählt zu werden. Ohne Obduktion.

Ich habe nach wie vor die Bilder im Kopf. Die LKW-Konvois, die Eishalle, den Park mit den Särgen in New York. In diesen Ländern und Situationen herzugehen und eine Obduktion aller anzuordnen ist nicht durchführbar, hat man schon nicht ausreichend Mediziner, um die Lebenden zu versorgen.

Zum Thema Sterbefallzahlen finde ich diese Analyse sehr interessant:
http://just-the-covid-facts.neuwirth.priv.at/2020/04/20/sterbefallstatistiken/

Wie es mit den Ressourcen in Österreich ausschauen würde, weiß ich nicht. Bei unseren derzeit 522 Corona-Toten (Stand 23.04.2020, 9:30 h) müsste es allerdings möglich sein zu obduzieren. Würde ich mir wünschen.

Die alte Normalität

Bei uns wäre es an der Zeit, in diesen Bereichen zur alten Normalität zu kommen. Bei all den lauten Rufen nach Medikamenten oder einer Impfung, darf man nicht außer Acht lassen, auf welcher Basis die Wissenschaft arbeiten muss. Auch wenn fleißig gearbeitet wird. Werden doch täglich Studien veröffentlicht, die über neueste Errungenschaften oder die tollsten Ergebnisse berichten. Ein Dschungel. Wie soll man sich da auskennen, wie soll man da die richtigen, echten Informationen finden?

Und nach wie vor ist es so, dass die, die persönlich betroffen sind, naturgemäß eine andere Meinung vertreten als jene, die wirtschaftlich abgesichert sind, gesund und munter ihr Tagewerk verrichten und quasi erste Reihe fußfrei zuschauen. Vielleicht noch – um das Bild zu vervollständigen – dabei ihren Champagner schlürfen.

Aber wie ist es nun mit der Medaille, es gibt die Verlierer einerseits und im Gegenzug dazu Gewinner? Wobei … ist es wirklich ein Gewinn? Kann man Gewinner eindeutig benennen? Gibt es in dieser Krise Gewinner?

Wie ist es mit den kritischen Stimmen? Wie ist es mit der Verzweiflung, die sich breit macht. Von kleinen und größeren Unternehmern, die derzeit nicht an die versprochenen Hilfszahlungen kommen, weil zu viele Steine in den Weg gelegt werden, wo es für manche einen Steuerberater braucht, um ein Ansuchen überhaupt stellen zu können. Wo man die Löhne erst einmal auszahlen muss, um im Nachhinein das Geld refundiert zu bekommen.

Ist es zu viel verlangt, zu warten, bis man an der Reihe ist?
Ja, für jene, die am Rande des Abgrunds stehen und nicht wissen, wie sie den nächsten Tag überleben sollen.
Ja, für jene, die keine Ersparnisse haben, weil sie sich nichts ersparen können.
Ja, für jene, die für andere sorgen müssen und für sie verantwortlich sind.

Und doch müssen sie sich gedulden.
Bis die (hoffentlich) klugen Köpfe unseres Landes die Lösungen ausverhandelt haben.

Wie schön wäre es, wenn der Kreislauf des Geldes so funktionieren würde, wie in der folgenden Geschichte:

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Es ist ein trüber Tag in einem griechischen Dorf. Es hat geregnet und alle Straßen sind wie leergefegt.

Die Zeiten sind schlecht, jeder hat Schulden und alle leben auf Pump. An diesem Tag fährt ein reicher deutscher Tourist durch das griechische Dorf und hält bei einem kleinen Hotel. Er sagt dem Eigentümer, dass er sich gerne die Zimmer anschauen möchte, um vielleicht eines für eine Übernachtung zu mieten und legt als Kaution einen 100 Euro Schein auf den Tresen. Der Eigentümer gibt ihm einige Schlüssel und lässt den Gast alleine schauen.

Als der Besucher die Treppe hinauf ist, nimmt der Hotelier den Geldschein, rennt zu seinem Nachbarn, dem Metzger und bezahlt seine Schulden. Der Metzger nimmt die 100 Euro, läuft die Straße runter und bezahlt den Bauern, von dem er die Tiere bezieht. Der Bauer nimmt die 100 Euro und bezahlt seine Rechnung beim Genossenschaftslager. Der Verwalter dort nimmt den 100 Euro Schein, rennt zur Kneipe und bezahlt seine Getränkerechnung. Der Wirt schiebt den Schein zu einer an der Theke sitzenden Dame, bei der er in Kredit stand. Sie läuft zum Hotel und bezahlt ihre ausstehende Zimmerrechnung mit den 100 Euro.

Der Hotelier legt den Schein wieder zurück auf den Tresen. In diesem Moment kommt der Reisende die Treppe herunter und meint, dass ihm keines der Zimmer gefällt. Der Wirt gibt ihm den Schein zurück und der Gast verlässt die Stadt.

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