Nachdenklich …

Nachdenklich …

Lang habe ich in diesem Bereich nichts mehr geschrieben. Mir hatte es die Sprache verschlagen. In der Zwischenzeit hat uns die vierte Welle erreicht inklusive einer neuen Virusmutante. Wir sind nun auch im vierten Lockdown. Ich nehme zur Kenntnis, dass der Graben zwischen ImpfbefürworterInnen und ImpfgegnerInnen immer größer wird. Die kommende Impfpflicht wird den Graben nicht zuschütten.

Doch nun ist Advent.

Zeit der Besinnlichkeit, Zeit des Nachdenkens, Zeit des Nachspürens. Und auch Zeit, die letzten Monate Revue passieren zu lassen.

Was andere bereits im ersten Lockdown begonnen haben, beschäftigt uns seit dem Frühjahr. Wir renovieren. Das Vorzimmer sollte als Erstes renoviert werden. Fliesen wurden im Mai bestellt und waren schlussendlich Ende Juli abholbereit. Der Termin für die Verlegung wurde mit Anfang September festgelegt und erst da wurde festgestellt, dass die Fliesen in der falschen Farbe angeliefert wurden. Reklamation, erneutes Warten auf die Fliesen und zwei Wochen später hatten wir ein neu verfliestes Vorzimmer. Im November wurde die gesamte Wohnung ausgemalt, im Dezember kommt der neue Boden.

Wer über Monate in einer Wohnung lebt, die renoviert wird, weiß was das bedeutet. Permanent ist man am Hin- und Herräumen von irgendwelchen Sachen und fragt sich tausendfach, ob man das, was man da gerade in der Hand hält, auch tatsächlich noch braucht.

Warum erzähle ich das?

Für mich ist diese Zeit eine Zeit des Loslösens und Sich-Trennens. Ich gebe zu, ich besitze viele Gegenstände, ich bin keine Weltmeisterin im Wegwerfen, das war ich noch nie. Viel Krimskrams, der sich angesammelt hat, unzählige CDs und Bücher, mein Kleiderschrank ist dreiteilig und wird eingeteilt in:

  • Da passe ich irgendwann wieder rein.
  • Die passende Gelegenheit kommt wieder.
  • Passt und wird immer wieder angezogen.

Der letzte Punkt braucht mit Abstand am wenigsten Platz im Kleiderschrank. Dies sei hier nur der Vollständigkeit halber angemerkt und ich weiß, dass ich mich in guter Gesellschaft mit vielen anderen befinde. Die letzten Monate haben jedoch einiges in mir bewirkt. Ich übe mich im Loslassen. Ich lasse mich nicht entmutigen. Ich verschenke und es macht mich frei.

So schwer es manchmal auch ist, das Virus hält uns immer noch auf Trab und es ist wichtig, wieder ein wenig Normalität ins Leben zu lassen. Mich hat die Normalität noch lang nicht wieder erreicht.

Wobei … was ist schon normal?

Ist es normal, so wie ich vor Corona viel unterwegs zu sein und FreundInnen zu treffen? Oder ist es eher normal, so wie ich seit bald zwei Jahren nahezu nur zwischen Office und zu Hause zu wechseln und manchmal einen Spaziergang in der frischen Luft zu machen. Den Urlaub in Südtirol haben wir genossen, sind den Menschenmassen aber auch großräumig ausgewichen. Dass man im Sommer wieder ins Kino und Theater gehen konnte, dass man auch sonstige Veranstaltungen besuchen durfte, ging an mir quasi vorbei. Ich hatte kaum Bedürfnis danach. Da muss es schon ganz wichtig sein, wie z.B. der Märchensommer in Poysbrunn, wo meine Nichte heuer als Schneewittchen aufgetreten ist.

Ich bin in der Zwischenzeit dreimal geimpft, hab vor unserem Urlaub in Italien meine Antikörper überprüfen lassen und mache regelmäßig einen PCR-Gurgeltest. In den Öffis und in geschlossenen Räumen mit vielen Menschen (wenn ich denn so einen überhaupt betrete) habe ich meine FFP2-Maske auf. Ohne gehe ich gar nicht aus dem Haus. Insofern haben mir die strengen Wiener Regeln auch vor dem aktuellen Lockdown schon gut gepasst.

Ist das meine Normalität?

Es scheint so. Corona ist nicht mehr so präsent in meinem Kopf wie es das war. Bis zu einem gewissen Grad habe ich mich damit arrangiert. Ich habe nicht mehr diese großen Ängste wie zu Beginn. Und doch hat es mich so sehr mitgenommen, dass ich mir zwischenzeitlich therapeutische Hilfe geholt habe. Wenn du zu Heulen anfängst, wenn Dich jemand anspricht und nur fragt, wie es Dir geht, ist es höchste Zeit dazu!

Doch jetzt ist Advent!

Zeit der Besinnlichkeit, Zeit des Nachdenkens, Zeit des Nachspürens. Und auch Zeit, wieder frohen Mutes in die Zukunft zu schauen.

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