2000 km im Norden (Teil 2)
Manchmal kommt es anders als geplant
Wir sind über Hirthals nach Aalborg gefahren. Dort wollten wir 2 Nächte bleiben. Der erste Ausflug am nächsten Tag hat uns gleich ins Krankenhaus geführt. Ich hatte eine schreckliche Nacht hinter mir, so wollte ich sicher gehen, dass ich nicht andere Medikamente, vielleicht sogar ein Antibiotikum brauche. Dank der europäischen Versicherungskarte war nur das Ausfüllen eines Formulars notwendig. Ein Bluttest und Abstrich hat ergeben, dass es „nur“ ein Virus ist. Kleine Änderung in der Medikation und Ruhe geben, war die Anweisung des Arztes. Im Hotel bleiben, ausschlafen, ausschwitzen und es ging aufwärts. Zugute kam mir, dass es einen Wasserkocher mit Tee gab, so musste ich nicht einmal raus. Willi hat sich Aalborg alleine angeschaut. Ich werde es dann auf seinem Film sehen. Ein paar Fotos hat er mir auch mitgebracht.
Der nächste Tag war eine Reiseetappe. So konnte ich mich weiter gut ausruhen, nachdem ich nicht fahren musste. Wir sind von Aalborg aus westlich gefahren, runter zum Lyngvig Fyr, den wir uns natürlich angeschaut haben. Das ist ein Leuchtturm, der erst 1906 errichtet wurde. Die Wendeltreppe konnte ich im Schneckentempo erklimmen. Hier hat man einen traumhaften Blick über das Meer auf der einen Seite und über den Ringkobing Fjord auf der anderen Seite.
Das Etappenziel war Esbjerg mit zwei Übernachtungen. Esbjerg selbst ist …. ruhig! Das Hotel war fein, ein Scandic. Aber die Gehsteige werden um 17:30 h raufgeklappt, hatte ich den Eindruck. Es ist die größte Stadt an der Westküste Dänemarks, aber das heißt offenbar nicht viel. Seine Bedeutung erhält es durch den Hafen. Der ist groß und sicher auch wichtig für Dänemark. Mit am Schönsten in dieser Stadt fand ich die „Menschen am Strand“. Das sind Riesenskulpturen, wir haben sie bei Sonnenuntergang erwischt.
Auf der Suche nach einem Sonnenuntergang sind wir auch zum Blavandshuk Fyr gefahren. Allerdings hat uns die Wolkendecke einen Strich durch die Rechnung gemacht. Schon ein bisserl Sonnenuntergangstimmung, aber nicht aufregend, was wir da zu sehen bekommen haben.
Wieder fit …
Am nächsten Tag war ich wieder fit genug, um Golf zu spielen, zumal wir mit einem Cart gefahren sind. Meine Kräfte schonend haben wir Texas Scramble gespielt, aber auch das ist eine eigene Geschichte. Nur soviel: es war mein 60. Golfclub in meinem 12. Land. Und dafür war es wert, diese Station hier zu machen.
Die Tour ging weiter. Sehenswert ist das nächste Städtchen, welches wir erkunden durften, Ribe. Wir wären ja fast vorbei gefahren, doch das „Trüffelschwein-Näschen“ hat gejuckt und so haben wir es nicht nur umfahren, sondern sind hinein. Es ist auch der nächste größere Ort zum Nationalpark Vadehavet (Wattenmeer). Auch dort gibt es wieder große Traktoren, die große Anhänger mit den Touristen zur Insel Mando bringen. Da tuckerst mit max. 25 km/h die 8 Kilometer zur Insel. Schneller ist nicht. Geht nicht. Schotterstraße, zwischendurch große Lacken.
Die Insel selbst ist bewohnt und bietet auch Platz für Gäste, Hotel, Restaurants, Café (hier haben wir das beste Sandwich der Reise gegessen) und ein lokales Cola getrunken. Der Aufenthalt war ca. 3 h, Zeit genug zum Spazierengehen am Meer entlang. Man kann sich auch Fahrräder ausborgen, wenn man über die Insel fahren möchte. Vor manchen Häusern stehen kleine Tischchen, wo Souvenirs angeboten werden. In einer Hütte, die ursprünglich ein Rettungsschiff beherbergt hat, war eine Art Galerie/Flohmarkt aufgebaut. Eine alte Frau hat dort Sachen verkauft.
Die Fahrt zurück ging durch das Wasser. Damit wurde auch eine Frage geklärt, die wir uns auf der Hinfahrt gestellt haben. Wir haben kleine Bäumchen im Wasser gesehen. Mit diesen Bäumchen wird eine Route abgesteckt. Entlang dieser Route ist der Traktor dann über das Meer gefahren. Es ist irgendwie schon witzig, wenn man viele Kilometer einfach durch ganz seichtes Wasser fährt. Menschen gehen spazieren, ein junger Bursche ist durch das Wasser gelaufen, das schaut lustig aus, wenn es doch sehr weit bis zum Land ist.
Hamburg ruft
Auf der bisherigen Reise war der Autoverkehr ja eher beschaulich, auch in den größeren Städten war nicht viel Verkehr. Sind wohl alle noch in den Ferien gewesen. In Hamburg angekommen, haben wir sofort wieder die Hektik einer Großstadt gespürt. Aber auch hier konnten wir das Auto gut parken.
Das Ambassador liegt sehr gut öffentlich erreichbar in der Nähe des Berliner Tors. Schnellbahn, U-Bahn, Busse, alles da. Auch dieses Hotel war super, das Beste auf dieser Tour. Große Zimmer, sogar ein Kasten vorhanden (war ja in den anderen Hotels nicht so), viel Platz, tolles Frühstück, einen Wellnessbereich mit einem Hydrojet-Massagebett. Alles in allem sehr empfehlenswert. Und … im Badezimmer ein extra Handtuch zum Auflegen auf den Boden, damit man auf ein Tuch steigen kann, wenn man aus der Dusche raus kommt. Wie herrlich! Auch das gab es weiter nördlich nicht.
Der nächste Tag hat mit Regen begonnen. Wir haben uns die Hamburg Card gecheckt und sind auf Erkundungstour gegangen. Angefangen – nanonanet – mit einer Sightseeing Tour, oh … sorry … Stadtrundfahrt steht hier auf dem Bus. Die Ohrstöpsel konnten wir hier in der Tasche stecken lassen. Die Hamburger Busse haben einen Reiseführer an Board und dieser erzählt. Nur wenn man andere Sprachen braucht, braucht man auch die Kopfhörer. Wir hatten großes Glück und haben einen Burschen mit viel Witz erwischt. So wie der allerdings zwischendurch gehustet hat, wollte ich ihm gleich was von unseren Hustenlutschbonbons abgeben. Bis ich gesehen hab, dass er in den Pausen raucht. Na dann ….
Auf dieser Tour haben wir viel Spannendes und Informatives gehört, die innere und äußere Alster gesehen, die Speicherstadt und noch so manch anderes Plätzchen. Faszinierend fand ich eine Straße, die die Richtung zweimal am Tag ändert. In der Herbert-Weichmann-Straße fährt man von 04:00 h bis 12:00 in die eine Richtung und von 12:00 h bis 04:00 h in die andere Richtung. Der Reiseführer hat das launig kommentiert mit: „Hier kann die Ehefrau gleich feststellen, ob der Mann vor oder nach 4 h nach Hause gekommen ist – je nachdem, wie das Auto steht.“
Nach der „normalen“ Stadtrundfahrt haben wir uns noch die „maritime“ Stadtrundfahrt gegönnt. Auf den Straßen durch den Hafen, die Hafencity (die größte innerstädtische Baustelle Europas – unsere Seestadt in Wien ist ein Dorf dagegen), Fotostopp beim alten Elbtunnel, um die Skyline zu fotografieren, über die Köhlbrandbrücke und durch den neuen Elbtunnel zurück. Im Gebiet des Hafens sieht man da und dort Ansammlungen von Wohnwagen u.ä.. Auch hier leben Menschen, die es sich nicht mehr leisten können, eine „normale“ Bleibe zu finanzieren, wurde uns berichtet. Es gibt Areale, wo sie geduldet werden.
Der Reiseführer dieser Stadtrundfahrt war nicht ganz so witzig, aber dafür kritisch. Er hat z.B. erzählt, dass für die Kreuzfahrtschiffe extra so Stationen eingerichtet wurden, damit sie sich am Strom an Land anschließen können und nicht weiter die Luft verpesten, wenn sie im Hafen liegen. Manche nutzen diesen Service, der natürlich auch Geld kostet, andere pfeifen drauf und blasen weiter ihren Dreck in die Luft.
Apropos Luft …
Willi hat in der Zwischenzeit auch zu husten begonnen. Mir ging es ja wieder gut. So hat er sich eine Auszeit genommen und sich ins Hotel zurück gezogen, um sich auszurasten. Glücklicherweise ging es ihm am nächsten Tag etwas besser.
Durch Hamburg kommst nicht durch, ohne überall über die Elbphilharmonie zu stolpern. Ich wollte sie unbedingt sehen, so haben wir für den nächsten Tag eine Führung gebucht. Eine Stunde lang wurde uns die Geschichte, die Skandale, die Ungereimtheiten und vieles mehr um die Elphie näher gebracht. Steht man zuerst draußen und schaut die Wände hoch, wie sich die Sonne (so sie scheint – wir hatten Glück) in den Fenstern spiegelt, dann geht man rein, fährt die gebogene Rolltreppe hoch und steht auf der Plaza. Die Säle zu besichtigen war mit dieser Führung nicht möglich, doch für einen ersten Eindruck reichte dies.
Die geniale Idee an diesem Haus ist ja, es nicht „nur“ als Konzerthaus zu bauen, sondern gleich ein Hotel, ein Parkhaus und noch so einiges an Infrastruktur mit hinein zu bauen. Hier wurde in (fast) allen Bereichen an die „kleinen“ wie auch die „großen“ Leute gedacht. Im großen Saal gibt es bereits Plätze um 15 Euro. Und man soll hier genauso gut hören wie in der ersten Reihe, wo man Lang Lang quasi auf die Füße schauen kann.
Es gibt Wohnungen im Haus, die allerdings mit Quadratmeterpreisen von 35-40T schon eher für die betuchten Leute zu finanzieren sind.
Ausständig war noch eine Hafenrundfahrt. Und weil Schifferlfahren so schön ist, sind wir anschließend an die Hafenrundfahrt noch mit den Fähren ein bisserl durch den Hafen gefahren, dieses Mal dann Köhlbrandbrücke von unten. Der Wettergott liebte an diesem Tag die Abwechslung … Aprilwetter vom Feinsten. Den alten Elbtunnel hatten wir noch am Plan. Es ist ja noch nicht so lange her, da durften auch Autos durchfahren. Jetzt sind nur mehr Fußgänger und Radfahrer – wusch-wusch-wusch geht es die ganze Zeit – erlaubt.
Der Tag war aber noch nicht zu Ende. Dieses Mal sollte es nicht eines der großen klassischen Musicals sein in Hamburg. Den König der Löwen hab ich hier schon gesehen, Willi in London, Mary Poppins gemeinsam in Wien. Wir haben uns ein „Reeperbahn-Musical“ ausgesucht und sind am Abend ins Schmidt Tivoli und haben uns die „Heiße Ecke“ angesehen. Ein bisserl kam es mir vor wie im Simpl, auch wenn das Thema doch ein wenig anders geraten war. Dieses Musical erzählt 24 h eines Tages an einer Würstelbude an der Reeperbahn und man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass ein Tag genauso ablaufen kann. Die Schauspieler waren super. 9 Menschen haben über 50 Figuren dargestellt. Wir haben uns sehr amüsiert.
Das Ende der Reise naht
Der nächste Tag war schon der Tag der Abreise. Der Michel wartete noch auf uns, dieser Besuch musste noch sein. Dann ab zum Flughafen, bei „schönem“ Wetter, aber das störte uns nun nicht mehr. In Wien angekommen, haben wir dann die S-Bahn nach Hause genommen.
Gebucht haben wir diese Reise übrigens zu großen Teilen mit dem Reiseberater unseres Vertrauen, Dominik Geipel (dominik.geipel@highlife.at) von Highlife Reisen. In Zeiten von Internet ist es ja ziemlich Powidl, wo man gerade sitzt. Lustenau ist quasi ums Eck. Er hat immer gute Tipps und gute Empfehlungen parat.
2 Replies to “2000 km im Norden (Teil 2)”
Liebe Mona, mit viel Witz und Liebe hast Du diese Reise zum Leben erweckt.
Danke, dass ich so im Nachhinein teilnehmen konnte.
Sehr guter Reisebericht !