Stay home

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Das hier ist ein Reise-Blog.
Das hier ist ein Ich-spiele-Golf-Blog.
Das hier ist ein Ich-bin-viel-unterwegs-Blog.

Und doch bin ich derzeit zu Hause.
Im Home Office.

Im Gegensatz zu jenen Mitmenschen, die nicht Home Office machen können oder – noch viel wichtiger – im Krankenhaus, im Handel, bei der Polizei, als Öffi-FahrerIn oder in einem der sonstigen für die Erhaltung des Systems und der Infrastruktur wichtigen Bereich arbeiten.

Noch vor einem halben Jahr hat man mit CORONA das Bier oder den Ort verbunden. Vor etwas mehr als einem Vierteljahr – Anfang Dezember – wurden in der zentralchinesischen Stadt Wuhan die ersten Fälle des Virus offiziell bestätigt.  In China? Wer interessiert sich schon für das, was in China geschieht? Da gibt es doch das Sprichwort mit dem Fahrrad, welches in China umfällt. Wahlweise ist es auch der Reissack. Alles von Europa weit genug entfernt. Die ersten Witze, Bildchen und lustigen Videos werden durch die Gegend geschickt. Bei uns.

Alles lustig? Alles gut?

Die ersten Auswirkungen nach dem chinesischen Neujahr und der Rückkehr der Reisenden aus China: die Restaurants mit asiatischer Küche werden gemieden. Asiatische Mitbürger werden beschimpft. Der gelernte Österreicher unterscheidet nicht zwischen China, Japan und Korea. Alles eins. Das hört auch nicht auf, als auch in Italien vermehrt Infektionen auftauchen. Pizza wurde im Übrigen weiter gegessen, auch wenn die Restaurants mit asiatischer Küche bereits über weniger Besucher klagten. Es kann keiner behaupten, dass Menschen gerecht wären.

Es ist Februar und die Krise zeichnet sich langsam auch in Europa ab. Die ersten Infektionen werden bestätigt, es überschlagen sich die Ereignisse. Die Zahlen steigen. Anfang März wird in Tirol noch kräftig Schi gefahren und im Après-Ski gefeiert. Doch das Virus kommt näher und näher, fährt und feiert mit. Und reist auch mit, als die Urlauber wieder nach Hause fahren. Dies wird in weiterer Folge zu massiven Vorwürfen gegenüber den Verantwortlichen führen. In Island werden bereits Ende Februar Reisewarnungen für Tirol ausgesprochen.

Quelle: Pixabay

Nachfolgend eine Chronologie der Ereignisse – ohne Anspruch auf Vollständigkeit und gefärbt von meinen persönlichen Eindrücken, jedoch niedergeschrieben, um meine Gedanken zu ordnen und vielleicht die Geschehnisse auch selbst besser zu erfassen. Als Quelle für Daten und Fakten dient mir DOK1 vom 27.03.2020 (ORF). Alle Bilder entstammen der Bilderdatenbank Pixabay.

Am 08.03.2020 gab es unser altes Leben noch, sichtbar an einem Besuch in der Volksoper. Noch Anfang März haben wir uns Gedanken gemacht, ob wir im April nach St. Petersburg fliegen werden können. Unsere geplante Reise nach Hamburg scheint weit genug entfernt, um in Gefahr zu sein. Beides ist bereits gebucht. Und doch warten wir mit dem Buchen weiterer Tickets für St. Petersburg, zB. für die Eremitage. Die Zweifel werden immer größer, ob diese Reisen stattfinden können. Unsere nächste große Reise nach Kanada ist noch nicht gebucht, aber noch wird geplant.

Alles wird anders, wird alles wieder gut?

Am 09.03.2020 wird ganz Italien zur Sperrzone erklärt. Ich glaube, das ist der Moment, wo es in vielen Köpfen dämmert, dass es ernster ist als befürchtet. Und trotzdem wollen es viele noch nicht glauben. Es werden Corona-Parties gefeiert. Ganz ehrlich … bescheuerter geht es nicht!

Am 10.03.2020 wird eine Pressekonferenz von Kanzler, Innenminister und Gesundheitsminister einberufen. Eine von vielen, die noch folgen werden. Veranstaltungen in Räumen, die mehr als 100 Personen fassen, müssen abgesagt werden. Das Gleiche gilt für Veranstaltungen im Freien mit mehr als 500 Personen. In Kinos wird jeder 2. Platz gesperrt, damit man unter der 100 Personen-Grenze bleibt und der Abstand zwischen den Sitzen gewahrt bleibt. Lehrveranstaltungen werden abgesagt, Home Office wird empfohlen. Es wird aufgerufen, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben.

Besonders ältere Personengruppen und Menschen mit Vorerkrankungen sollen geschützt werden, nachdem festgestellt wurde, dass diese besonders gefährdet sind. Hier ist die Mortalität besonders hoch. Es wird aufgerufen, Großeltern nicht zu besuchen und generell Kontakte zu vermeiden. Entsprechende Spots im TV werden täglich gesendet. „Social Distancing“ ist angesagt. Die Auswirkungen werden als erstes im Tourismus spürbar. Veranstaltungen und Kongresse werden abgesagt, Reisen werden storniert.

Pandemie

Am 11.03.2020 erklärt die WHO das Corona-Virus bzw. dessen Auswirkungen zur Pandemie. Den Menschen dämmert, dass es nicht so schnell vorbei sein wird. Die Menschen sind betroffen.

Am 12.03.2020 werden die ersten Grenzen zugemacht, und das zu einer Zeit, wo das 25jährige Jubiläum der Schengenabkommen naht. Die Kontrollen werden verschärft. An den Grenzen wird Fieber gemessen. Die USA verhängen ein Einreiseverbot. Sogar Gottesdienste werden abgesagt, bzw. werden in weiterer Folge gestreamt. Es gibt den ersten österreichischen Corona-Toten.

Befürchtungen werden laut, dass die Pflege nicht mehr gewährleistet werden kann, wenn die Grenzen zu sind. Die ersten Ärzte und Pfleger sind infiziert und müssen in Quarantäne. Dies hat auch zur Folge, dass ganze Abteilungen in Krankenhäusern schließen müssen. Es gibt Engpässe bei der Versorgung mit Schutzbekleidung. Europa ist dafür nicht gerüstet. Es wird dazu aufgerufen, bei Verdacht auf eine Infektion mit dem Corona-Virus zu Hause zu bleiben und die Telefonnummer 1450 anzurufen. Keinesfalls soll man in eine Arztpraxis gehen! Es gibt mobile Testteams.

Quelle: Pixabay

Es wird angekündigt, dass die Oberstufen der Schulen ab Montag, 16.03.2020, geschlossen werden sollen. Die jüngeren Schüler sollen noch bis Mittwoch normalen Unterricht erhalten, doch auch da wird der Unterricht wird auf e-Learning umgestellt. Hier sollen Eltern noch die Chance bekommen, die Betreuung ihrer Kinder zu organisieren. Wobei diejenigen, die ihre Kinder nicht zu Hause betreuen können, die Möglichkeit haben werden, ihre Kinder weiterhin in der Schule und im Kindergarten betreuen zu lassen. Großeltern sollen aus genannten Gründen nicht zur Betreuung herangezogen werden. Die Menschen werden aufgefordert, von zu Hause zu arbeiten. Doch all das hält nicht lang.

Freitag, der 13. – welch ein Datum!

Gerüchte machen die Runde, dass es Ausgangssperren geben soll, dass Geschäfte schließen, wie es in der Zwischenzeit bereits in großen Teilen von Italien ist. Die Menschen reagieren mit Hamsterkäufen. Mein Mann hatte den Wocheneinkauf übernommen und berichtet von leeren Regalen. Beim Hofer gab es keine Milch, beim Spar kein Brot, dafür beim Billa kein Gemüse. Und Klopapier war überall ausverkauft!

Ich bin wie üblich ins Büro gefahren und dachte dabei noch drüber nach, an welchem Tag in der nächsten Woche ich Home Office machen werde. EIN Tag war ja bereits angedacht und von meinem Chef genehmigt. Im Büro angekommen, habe ich erfahren, dass die Geschäftsführung von sich aus bereits geplant hatte, in der darauffolgenden Woche die Belegung im Büro zu reduzieren. So habe ich mich gleich auf einen Home Office Tag am Montag eingerichtet. Ich kann – mit ein wenig Vorbereitung – gut zu Hause arbeiten. Jedenfalls was manche meiner Aufgaben betrifft. Am Nachmittag holt mich mein Mann ab, damit ich all mein Zeug nicht schleppen muss.

Dass ich das Büro erst zwei Wochen später wieder betreten würde, konnte ich da noch nicht wissen.

In einer Pressekonferenz wird am Freitag verlautbart, dass manche Gebiete in Tirol unter Quarantäne gestellt werden. Was – im Nachhinein – niemand versteht ist, dass vor allem ausländische Urlauber mit der Auflage, sich zu Hause in Heimquarantäne zu begeben, einfach nach Hause geschickt werden. So reisen viele noch aus den betroffenen Gebieten aus und verbreiten den Virus weiter.

Es wird in allen Nachrichten betont, dass die Versorgung der Bevölkerung gesichert ist. Hamsterkäufe wären nicht notwendig. Aber erzähl das jemanden, der Angst hat. Die Lager der Supermarktketten wären gefüllt, die Mitarbeiter schaffen es nur nicht, die Regale wieder aufzufüllen.

Quelle: Pixabay

Und dann … Eine Sperre für nicht systemerhaltende Geschäfte wird für eine Woche ab 16.03.2020 verhängt. Nur Systemerhalter dürfen ab Montag offen halten, das sind z.B. Lebensmittelhandel, Futtermittelhandel, Trafiken, Post, Banken, Werkstätten, u.ä..

Am 14.03.2020 sind die Geschäfte noch alle geöffnet. Viele Menschen sind unterwegs, um sich z.B. noch mit Büchern einzudecken oder sonstige wichtige – oder auch unwichtige – Einkäufe zu erledigen. Berichten zu Folge ist die Mariahilfer Straße gefüllt mit shoppenden Menschen. Die Sonne scheint. Irgendwie kann man gar nicht glauben, was sich langsam abzeichnet. Es wird drüber diskutiert, welch massiven Schaden diese Entwicklung für die Wirtschaft haben wird. Zahlen werden veröffentlicht.

Alles wird anders

Am 15.03.2020 findet eine Nationalratssitzung statt, dies unter Beachtung von besonderen Vorsichtsmaßnahmen und mit einer Einigkeit, die ganz Österreich noch nie erlebt hat. Die Regierungsparteien und die Opposition beschließen einstimmig die Gesetzesänderungen. Einschränkungen werden verkündet. Sport- und Spielplätze werden geschlossen, Betretungsverbote und Versammlungsverbote werden verhängt. Spazieren gehen ist weiterhin erlaubt, jedoch nur mit Menschen, mit denen man zusammenlebt und in Gruppen von maximal 5 Personen. Menschen werden aufgefordert, sich in die Selbstisolation zu begeben. Die Restaurants werden ab Dienstag vollständig geschlossen, geliefert darf weiterhin werden.

Quelle: Pixabay

Am 16.03.2020 gibt es erstmals über Tausend getestete Infizierte in Österreich, trotzdem gibt es auf der Landkarte noch Bezirke, die nicht betroffen zu sein scheinen, denn … die Dunkelziffer kennt niemand. Die EU kündigt an, dass die Binnengrenzen für nicht notwendige Reisen geschlossen werden. Einschränkung von Reisefreiheit, Aufweichung vom Datenschutz, Einschränkungen der Grundrechte … alles Dinge, wofür viele Menschen gekämpft haben wird quasi über Nacht in vielen Bereichen ausgehebelt. Dies alles mit dem Hinweis auf die drohende Gefahr.

Ab 17.03.2020 werden Hilfspakete seitens der Regierung geschnürt, die im Übrigen in weiterer Folge mehrmals aufgestockt werden. Das erste Paket mit 4 Mrd. wird bald auf 38 Mrd. erhöht. Die Zahlen in anderen Ländern sind – entsprechend der größeren Anzahl der zu versorgenden Menschen – schwindelerregend hoch. Wobei es auch Länder gibt, die nahezu fahrlässig mit der Situation umgehen, Maßnahmen viel zu spät setzen. Wo auf eine „Durchseuchung“ gesetzt wird. Allein dieses Wort lässt mich fassungslos zurück. Dies in Ländern wie Großbritannien, wo das Gesundheitssystem um vieles schlechter ist als in Österreich. Einem Interview ist zu entnehmen, dass man hier bei Intensivbetten schon zu Nichtkrisenzeiten im Jahresverlauf manchmal am Limit ist. Manche Krankenhäuser müssen dort bereits zu Beginn der Krise den Notstand ausrufen.

Ein Plus von 170.000 Arbeitslosen (Stand 27.03.2020)

Lösungen werden gesucht, neu ausverhandelt. Menschen verlieren ihre Arbeit. Die neue Corona-Kurzarbeit wird präsentiert und dafür wird massiv geworben. In Kurzarbeit zu gehen ist immer noch besser, als arbeitslos zu sein. Und trotzdem …. die Arbeitslosigkeit steigt rasant an. Viele – ob nun Dienstgeber oder Dienstnehmer – verzweifeln, weil sie ohne Umsatz oder Einkommen ihre Fixkosten nicht begleichen werden können.

Viele Berufsgruppen stehen am Existenzminimum. Ein Ausgangsverbot gleicht einem Berufsverbot für all jene, die im direkten Kontakt mit Menschen arbeiten, weil der geforderte eine Meter Abstand nicht eingehalten kann. Dies gilt z.B. für Physiotherapeuten und Masseure.

Dazu kommen Menschen, die nicht arbeiten können, weil ihre Dienste nicht genutzt werden können, wie Schauspieler, Personal Trainer, Blumenhändler, Verkäufer und viele andere mehr. Eine Entwicklung, die sich zu einer Spirale entwickelt. Keiner kann heute sagen, wo das alles enden wird. Wer überleben wird … dies im gesundheitlichen wie auch im wirtschaftlichen Sinn.

Quelle: Pixabay

Der Lebensmittelhandel ist stark gefordert. In der Zwischenzeit wurden die Öffnungszeiten eingeschränkt. Was ich sehr unterstütze! Wenn eh so viele Menschen zu Hause sind, dann müssen die Geschäfte auch nicht bis “Ende nie“ offen sein. In der Lebensmittelproduktion werden Erntehelfer dringend gesucht. Ebenso im Pflegebereich, weil die Menschen aus Staaten wie Tschechien, Slowakei, Ungarn und Rumänien nicht mehr einreisen dürfen, wenn sie einmal ausgereist sind. Ein 14-tägiger Wechsel ist mit der vorgeschriebenen 14-tägigen Selbstisolation nicht mehr möglich. Hier ist die Politik gefordert, Lösungen zu schaffen.

Unsere Krankenhäuser

Besuchsverbote wurden ausgesprochen, Zugangsbeschränkungen eingeführt. Nur in ganz wenigen Ausnahmen (z.B. wenn Menschen im Sterben liegen und sich verabschieden möchten) gibt es Ausnahmen. Ins Krankenhaus kann man nur durch eine Schleuse und nach Ausweiskontrolle eintreten.

Hier in Österreich leben wir noch auf einer Insel der Seligen. Denn wir haben ein gutes Gesundheitssystem und es wird alles versucht, um den Peak nach hinten zu verschieben, damit es nicht zu einer Krise wie in anderen Ländern kommt. In Wien wurde bereits vor Tagen eine Messehalle mit zusätzlichen 800 Notbetten ausgerüstet. Das klingt so unwirklich. Es darf doch nicht sein, dass wir die brauchen werden. Und doch kommt das Szenario immer näher.

Es gibt laufend beklemmende Berichte aus Italien, wo Ärzte mit Videotelefonie dafür sorgen, dass sich Menschen von ihren Lieben verabschieden können, weil ein Besuch strengstens untersagt wird. Triage gehört zum Alltag. Ärzte müssen entscheiden, wen sie behandeln. Das ist auch sonst so, hat aber in Krisenzeiten nochmals eine andere Dimension. Bilder von Konvois von LKWs, die die Leichen zu entlegeneren Krematorien bringen, weil die örtlichen Krematorien nicht nachkommen. An ein Begräbnis mit vielen Anteilnehmenden ist sowieso nicht zu denken. In Madrid wurde eine Eishalle zu einer Lagerstätte für Leichen umfunktioniert. Die USA entwickeln sich als nächstes Land zu einem Zentrum der Pandemie. New York, die Stadt, die niemals schläft, zeigt einerseits menschenleere Straßen, andererseits Notlazarette für die vielen Kranken, die es schon gibt.

Birgt jede Krise eine Chance?

Wir erleben etwas, was noch keiner von uns bisher erlebt hat.
Eine Pandemie, in einer Ausprägung, wie sie noch vor wenigen Wochen unvorstellbar gewesen ist.

Stay home

Der Flugbetrieb ist weltweit nahezu eingestellt. Dies tut der Umwelt unbestritten gut. Es gibt nur noch einige wenige Flüge, um Menschen nach Hause zu holen. Viele Flughäfen sind bereits geschlossen oder stehen knapp vor der Schließung. Es gibt Versorgungsflüge. In Passagiermaschinen werden die Reihen statt mit Menschen mit Schachteln mit Schutzausrüstung vollgepackt.

Viele Firmen rüsten um. Zum Beispiel wird von Modelabels Schutzbekleidung produziert und Destillerien oder Parfumhersteller erzeugen Desinfektionsmittel. Ein Staubsaugerproduzent erzeugt Atemschutzgeräte. In den USA sollen Autohersteller dafür verpflichtet werden. Aber natürlich blüht auch der Schwarzmarkt. Unabhängig davon erleben die Börsen eine Berg- und Talfahrt. Die Internetkriminalität erlebt eine Hochblüte. Ebenso Fakenews, die quer durch alle Medien verbreitet werden. Hirn einschalten ist gefragt!

Videokonferenzen werden zum Alltag und finden auf allen Ebenen statt – Skype und ähnliches erlebt ein nie dagewesenes Hoch, globale Vernetzung auf digitalem Wege. Auch mit meinen ElternvereinskollegInnen haben wir per Skype getagt und einige Dinge besprochen. Heißt die aktuelle Situation doch, dass auch hier vieles nicht wie geplant laufen wird. Und trotzdem muss einiges organisiert, besprochen und beschlossen werden.

Es wird mehr miteinander telefoniert. Ich spiele täglich eine Partie Backgammon. Per App und über Internet kein Problem. Mit einer realen Person, die ich derzeit nicht treffen kann, aber auch so den Kontakt halte.

Im persönlichen Bereich gibt es massive Veränderungen. Die Menschen sind zu Hause. Keine Besuche, kein persönliches Treffen. Bis auf ein paar Unbelehrbare, die noch bis vor kurzem besagte Corona-Parties gefeiert haben. Ich kann gut verstehen, dass es für viele Menschen schwierig wird, wenn der soziale Kontakt fehlt. Vor allem Menschen, die alleine leben, haben es besonders schwer. Andererseits ist es für Menschen, die auf beengtem Raum miteinander leben müssen, auch nicht besser. Einander auszuweichen wird immer schwieriger. Gewalt in der Familie steigt.

Diese Entschleunigung, von außen aufgezwungen, führt dazu, dass sich Menschen mit Dingen beschäftigen, für die sie lange keine Zeit hatten. Halb Österreich bäckt Brot. Muss wohl so sein, denn Germ ist ausverkauft. Die meisten Wohnungen sind in der Zwischenzeit wahrscheinlich blitzblank geputzt. Allerdings frage ich mich, was machen die, die ihre Wohnung immer blitzblank halten.

Zu dritt zu Hause

Zu dritt zu Hause sein und zu Hause arbeiten und das quasi rund um die Uhr ist eine Herausforderung. Der erste Tag war ziemlich „zach“. Kein Einzelschicksal. Die wenigsten Betriebe sind auf einen derart rasanten Umstieg auf Home Office der meisten Mitarbeiter eingestellt. Bis alle Systeme funktionieren, braucht es großen Einsatz der IT-Abteilungen, aber auch große Flexibilität der Mitarbeiter. Ist aber auch kein Wunder. Das war von Null auf Tausend für viele Betriebe. Sogar Menschen, die davor zeitweise im Home Office gearbeitet haben, hatten mit Problemen zu kämpfen. Bei vielen Firmen wurde diverse bereits ausgemusterte Hardware reaktiviert und aus dem Keller geholt oder musste überhaupt neu angeschafft und aufgesetzt werden, die IT-Abteilungen waren ziemlich gefordert.

Ich bin mit meinem Laptop ziemlich autark. Und sehr froh, dass beim letzten Upgrade auf die Variante „Schlepptop“ gesetzt wurde. Dies war damals für absolute Ausnahmen gedacht, weil ich ja nicht grundsätzlich im Home Office arbeite. Doch jetzt ist es das Um und Auf, um weiterhin arbeiten zu können. Was ich sonst noch brauche, konnte ich mir am Freitag im Büro organisieren. Nachdem mein Büro noch nicht papierlos ist, habe ich ein paar Ordner im Gepäck und kann gut arbeiten.

Mein Mann ist gut vernetzt. Er hat auch im Vorfeld schon manchmal im Home Office gearbeitet. Vieles wird über Skype besprochen. Es läuft.

e-Learning

Manuels Schule arbeitet auch bisher schon mit manchen e-Learning-Tools. Trotzdem war es auch hier eine andere Anforderung und alle Beteiligten mussten sich erst darauf einstellen. Er ist Maturant. Oder soll dieser Jahrgang als „die Coronanten“ bezeichnet werden?

In den ersten Ankündigungen der Regierung war von Schulschließungen bis zu den Osterferien die Rede. In der Zwischenzeit ist klar, dass die Schulen nach Ostern sicher nicht wieder aufsperren werden und der Unterricht weiterhin auf Distanz erfolgt. Für manche engagierte Lehrkräfte ist der Umstieg relativ leicht, andere – die bisher das Mitteilungsheft auf Papier immer noch für das wichtigste Kommunikationsmittel gehalten haben – haben große Schwierigkeiten. Allerdings ergibt sich hier jedenfalls ein großer Mehraufwand für Lehrkräfte. Es wird von eigenen You-Tube-Kanälen berichtet, die mit Tutorials gefüttert werden. Also auch hier eine immense Weiterentwicklung.

Quelle: Pixabay

Die Zentralmatura, die ab 02.05.2020 stattfinden sollte, wurde verschoben. Aktuell wird als Termin für den Start der 19.05.2020 genannt. Und es wird dazu gesagt, dass Maturanten mindestens 2 Wochen davor bereits wieder in die Schule gehen können sollten. Es muss ja auch noch das letzte Schuljahr abgeschlossen werden. Das darf man hier nicht vergessen. Ob dieser Termin hält, steht in den Sternen und ist von der weiteren Entwicklung abhängig. Es scheint jedenfalls so, dass man jedenfalls versuchen wird, die Matura durchzuziehen.

Änderungen im gesamten Ablauf gibt es schon. Die Abgabe der Diplomarbeit ist mit dem Hochladen erledigt. Sonst muss ja eigentlich die gebundene Arbeit bis zu einem Stichtag abgegeben werden. Der Termin am 03.04.2020 zur physischen Abgabe ist nicht einhaltbar. Auch wurden bereits die Präsentationen der Diplomarbeiten abgesagt. Nur wer schriftlich ein Nicht Genügend hat, soll präsentieren und somit die Möglichkeit der Verbesserung erhalten. Andere Länder setzen z.B. einen Teil der mündlichen Prüfung aus und die Prüflinge erhalten hier die Bestnote.

Was alle Maturanten gemeinsam haben ist die Frage, ob sie die Maturareise antreten werden können. Auch hier ist nun schon seit einigen Tagen klar, dass dies für Manuel im Juni nicht möglich sein wird. Maturareise ist meist privat organisiert. Andererseits muss sich die Schule natürlich mit all den vielen Schulveranstaltungen beschäftigen, die anstehen. Diese werden nun nacheinander abgesagt. Die Richtlinien des Bundesministeriums werden laufend aktualisiert, aber noch reichen sie nicht bis zum Ende des Schuljahres. Zu hohe Stornogebühren müssen verhindert werden, man kann nicht bis zum letzten Tag warten.

Der neue Lebensrythmus

Zum neuen Alltag gehört auch, dass wir wesentlich mehr Zeit nebeneinander (weil jeder arbeitend) und miteinander (weil alle zu Hause und so auch gemeinsame Zeit) verbringen. Auch das musste sich einspielen, ist es doch eine eigentlich unwirkliche Realität, wenn es alltäglich stattfindet.

Wir halten den Lebensrhythmus ein, wenn auch mit Anpassungen an die aktuelle Situation. Montag bis Freitag ist Arbeitstag mit normalen Arbeitszeiten. Zwischendurch trifft man sich in der (Kaffee-)Küche. Gegessen wird gemeinsam. Wir drehen eine Runde um den Häuserblock. Denn Spazierengehen, Luftschnappen … ist ja erlaubt. Im Übrigen sind wir auch über den Crosstrainer sehr froh, weil man sich hier ein wenig auspowern kann. All die Sportarten wie Tennis und Eishockey, die meinen Mann üblicherweise bei Laune halten, sind ja derzeit nicht möglich. Uns beiden geht das Golfen sehr ab, vor allem, wenn das Wetter so schön ist wie derzeit.

Wir kaufen für die Großeltern ein und bringen die Lebensmittel vorbei, damit sie nicht ins Geschäft gehen müssen. Meine Eltern werden von meinem Bruder versorgt. Er arbeitet in einem systemerhaltenden Betrieb, hat also Kontakte zu fremden Menschen. Er stellt den Einkauf vor der Tür ab. Geplaudert wird auf Distanz. In den Medien hört man es laufend! Mindestens einen Meter Abstand!

Quelle: Pixabay

Nach der ersten Woche wurden all diese Maßnahmen auf den 13.04.2020, also Ostermontag erweitert. D.h. nach wie vor …. Geschäfte zu, Hotels zu, laufend werden Veranstaltungen abgesagt. Dazu gehören sportliche Veranstaltungen wie der Marathon und der Frauenlauf in Wien, die Olympischen Spiele, kulturelle Veranstaltungen wie der Eurovision Song Contest. Die Fußball-Europameisterschaft mit den vielen verschiedenen geplanten Spielstätten wird 2020 nicht stattfinden!

Zur Abwechslung ins Büro

Gestern, am 27.03.2020, habe ich wieder einen Bürotag eingelegt. Die öffentlichen Verkehrsmittel wurden um 90 % reduziert. Aber … so oder so wäre ich mir dem Auto gefahren, weil unsere Auslieferung auch auf Minimalbetrieb läuft, ich also die Bestellungen selbst eingepackt habe, um sie dann gleich zur Post zu bringen. Die Straßen waren um 8:00 h in der Früh leer wie vormittags an einem heißen Augustsonntag. Unglaublich. Einen Parkplatz zu finden war trotzdem nicht leicht. Sind ja offenbar alle zu Hause. Die Parkgebühren sind derzeit ausgesetzt. Dies ist ein Vorteil.

Als ich mich gegen 16:00 h wieder auf den Weg gemacht habe, war das Bild ein anderes. Zwar waren um etliche Autos weniger auf der Straße als an einem üblichen Freitagnachmittag, doch waren viele Menschen unterwegs. Es war warm. Es war sonnig. Ja, … ich verstehe, dass die Menschen ein wenig Sonne tanken müssen. So gesehen wäre es besser, wenn es weiter kalt wäre oder sogar regnen würde. Dies würde allerdings zu vermehrten Depressionen führen. Auch nicht gut. Aber noch dürfen wir spazieren gehen. Im Gegensatz zu Ländern, wo es in der Zwischenzeit Ausgangssperren gibt. In China wurde es teilweise sogar so gelöst, dass die Häuser von außen versperrt wurden und man mit Lieferservice mit dem Notwendigen versorgt wurde.

Stay home

Wo es mir allerdings das Hirn durchknallt ist, wenn ich alte Menschen in Geschäften sehe. Es gibt unzählig viele Hilfsangebote von Nachbarn und auch öffentlichen Stellen. Man wird nicht alleine gelassen, man wird versorgt. Vielleicht nicht alle, aber die meisten Menschen können Hilfe in Anspruch nehmen. Sorry … aber ich hab kein Verständnis, wenn ein 85jähriger zum Spar geht, um sich die TV-Media zu kaufen. (So gesehen bei einem Nachbarn, dem ich angeboten habe, für ihn einkaufen zu gehen.)

In der Zwischenzeit haben wir zwei Wochen hinter uns. Manches hat sich eingespielt. Neue Lösungen, neue Wege wurden gefunden.

Wir sind im zweiten Wochenende nach Inkrafttreten der Maßnahmen. Also sind wir wieder im Wochenendmodus. Es wird länger geschlafen, später gefrühstückt. Die Sonne scheint, also werden wir wieder eine kleine Runde um den Häuserblock drehen. In der Hoffnung, dass es nicht einem Spießrutenlauf ähnelt, weil man immer jemandem ausweichen muss.

Am Montag soll in einer Pressekonferenz eine Zwischenbilanz gezogen werden und die Frage „Wie lange noch?“ wird gestellt werden. Ob es eine konkrete Antwort darauf gibt … ich bezweifle es.

5 Replies to “Stay home”

  1. Liebe Mona – sehr gut geworden. Wobei ich die erste Zeit so rund um den 12-13.3. persönlich ganz anders erlebt habe. Bei uns war am Black Friday deswegen Ausnahme weil mein Boss der Meinung war, ich solle doch bitte ausnahmsweise ins Büro kommen es wäre eine ganz dringliche Aufgabe vorort zu erledigen. Die leeren Geschäfte habe ich somit von außen gesehen.
    Am 16.3. – mein letzter Arbeitstag im Büro – seitdem durchgehend Home Office – war unwirklich. An einem Ort an dem sich ansonsten 35 Personen befinden waren wir zu 4!!!

    …. aber zum Grundsätzlichen – toll ist es geworden.
    Vermisse jetzt schon unsere Spaziergänge… dicke virtuelle Umarmung

    1. Liebe Sabine,
      vielen Dank für Dein Feedback.
      Unwirklich. Ja, das ist es.
      Aber es wird wieder anders werden und wir werden wieder gehen und reden!
      LG
      MOna

  2. wirklich super geschrieben – ein „schweres“ Thema gut lesbar gemacht
    hättest mir ruhig schon früher Bescheid geben können, was du hier für einen tollen Blog gestartet hast 😉
    Alles Liebe euch dreien und auf ein baldiges Wiedersehen

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