Lebensabschnitt
Ein erhebender Augenblick, ein erhebender Moment!
Mein Sohn hat bereits vor einem Jahr die Schule verlassen, ich erst dieser Tage. Was ihn – berechtigterweise – besonders amüsiert! Wobei mir wesentlich lieber ist, ich habe verlängert und nicht er. 😉
Meine Karriere als Elternvereinsfunktionärin hat in Laxenburg begonnen. Damals, in der ersten Klasse Volksschule, bin ich in der Erwartung zur Hauptversammlung gegangen, dass die Aula mit interessierten Eltern voll sein wird. Nun … wer Elternvereine kennt, kann sich vorstellen, wie es war. Gähnende Leere. Eine Handvoll Eltern, der Großteil davon aktuelle FunktionärInnen, die ausscheiden, weil das Kind die nächste Stufe der Karriereleiter der Schulausbildung erklimmt.
Es kommt zur Wahl, dabei stellt sich heraus, dass noch eine Kassierin fehlt. Ich schau mich um und sehe keine erhobene Hand. Also melde ich mich und bleibe Kassierin bis zum Ende der Volksschulzeit meines Sohnes.
Die nächste Schule, das BRG Keimgasse in Mödling, habe ich „geschafft“ ohne mich an der Elternvereinsarbeit aktiv zu beteiligen. Ich hatte mit mir selbst und meiner persönlichen Situation genug zu tun. Dienstags, dem damals bevorzugte Termin für Sitzungen, habe ich immer am Abend nebenberuflich gearbeitet. Mit dem Umzug nach Floridsdorf in weiterer Folge blieb es bei meinem finanziellen Beitrag, den ich selbstverständlich geleistet habe.
EINS
Mit dem Umstieg meines Sohnes ins TGM in Wien hat sich einiges verändert. Der Termin für die Hauptversammlung lag günstig, ich habe mir das wieder „nur angeschaut“. Das TGM gehört zu den größten Schulen Österreichs mit über 2.400 SchülerInnen und im Saal waren keine 100 Menschen, einige davon Lehrende und SchülerInnen, weil sie ein vom Elternverein unterstütztes Projekt präsentiert haben. Also nicht ganz so wenig wie in der Volksschule in Laxenburg und die Gefahr, gleich eine Funktion übernehmen zu müssen, war nicht da. Und doch war ich schockiert, wie wenig Eltern teilgenommen haben.
Ich hatte großen Respekt vor der ehrenamtlichen Tätigkeit, die die FunktionärInnen übernehmen. Mich hat es trotzdem interessiert und ich habe die Einladung angenommen, an der an die Hauptversammlung anschließende konstituierende Sitzung des neuen Vorstands teilzunehmen und war somit auch im Mailverteiler drinnen und auch bei den anschließenden Elternabenden eingeladen und anwesend.
Das war Jahr EINS am tgm. Das Jahr habe ich mit meiner Bereitschaft abgeschlossen, stellvertretende Schriftführerin zu werden. Der Job der stellvertretenden Kassierin – der aufgrund meiner beruflichen Erfahrung eher in meiner Vorstellung als passend für mich angedacht war – war zu dem Zeitpunkt bereits vergeben. Aber es war mir auch recht, ist das zu verwaltende Budget doch um einiges größer als in der Volksschule. Nicht die Höhe des Budgets machte mir Gedanken, die Anzahl der zu verwaltenden Mitgliedsbeiträge und der damit verbundene Arbeitsaufwand. Hab ich doch einen Beruf und auch sonst einiges zu tun.
ZWEI
In Jahr ZWEI war ich stellvertretende Schriftführerin und hatte in dieser Funktion entgegen meiner Erwartung nichts zu tun, außer an Veranstaltungen teilzunehmen. Die Schriftführerin war bis auf einen Elternabend immer da, somit musste ich nur einmal vertreten. Auf den Mailaccount hatte ich keinen Zugriff und daher damit auch keine Arbeit. Das Jahr ging vorbei. Irgendwie war es logisch, dass ich als Stellvertreterin in die Funktion der Schriftführerin aufgerückt bin. Es war ja auch niemand sonst da, der den Job unbedingt haben wollte. So habe ich mich zur Wahl aufstellen lassen.
DREI
Jahr DREI war davon gekennzeichnet, dass ich tatsächlich gewählt wurde und mich erst einmal in diese Funktion einfinden musste. Jetzt kann ich es sagen. Ich hatte KEINE AHNUNG, was eine Schriftführerin in einem Verein zu tun hat. Und ich hatte KEINE AHNUNG, auf was ich mich da eingelassen hatte. Ich konnte dann erst mit etwas Verzögerung in die Arbeit starten. Dies ist unterschiedlichen Faktoren geschuldet und hat im Übrigen dazu geführt, dass ich mir vorgenommen hatte, meinen Job an meine Nachfolgerin mit Hilfestellung zu übergeben, so sie es will, wenn es denn soweit sein würde.
VIER
Jahr VIER war von diversen Turbulenzen gekennzeichnet. Das sind Elternvereins- und Schulinterna, die ich teilweise gerne vergessen möchte und die jedenfalls nicht hierhergehören. Nur so viel: es war eine recht schwierige Zeit und die Tage, an denen ich das Hangerl werfen wollte, waren mehr als jene, an denen ich mit Freude bei der Arbeit war. Aufgeben kam trotzdem nie in Frage, bevor nicht eine Nachfolge gefunden war. Trotzdem habe ich in dieser Zeit viel gelernt. Vor allem: Nichts ist schwieriger als zwischenmenschliche Kommunikation.
Den Umständen ist zu verdanken, dass ich mich trotzdem nochmals als Schriftführerin aufstellen ließ. Es war keine Ablöse in Sicht. Ich glaube, ALLE meine Kandidaturen hatten den Gedanken im Hintergrund: „Wenn ich es nicht mache, macht es keine(r).“ Wobei ich da an meinem Gedankenmuster arbeiten kann: „Wenn es ich nicht mache, findet sich jemand anders!“, wäre auch eine Variante.
Durch die recht schwierigen Zeiten hat sich aber ein tolles Team gebildet, welches gemeinsam an einem Strang gezogen hat. So wurde dieses Team von mir scherzhaft benannt mit „der Vorstand, der keiner sein wollte!“. Ich kann jedoch sagen, dass das Team trotzdem viel Zeit und Energie investiert hat, damit es weiter geht. „TEAM – together each achieves more“ wurde das Motto.
FÜNF
Jahr FÜNF war das Jahr der Matura meines Sohnes und sollte mein letztes Jahr am TGM werden. Sollte. Denn dann kam Corona und hat alles durcheinandergebracht. Kurz vor Corona habe ich noch viel Zeit und Gehirnschmalz investiert, um das Projekt „eigene Homepage und eigener Newsletter des Elternvereins“ auf den Weg zu bringen. Diese Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber auch viel Schweiß und Zeit gekostet. Es war herausfordernd. Was eine Homepage betrifft, gibt es immer unterschiedliche Meinungen. Ich finde jedenfalls, sie muss einfach zu pflegen sein und die nötigen Informationen liefern.
Aber zurück zum „sollte“. Dank Corona ist der Alltag zusammengebrochen, wie wir alle nur zu gut wissen. Der Elternverein verfügte damals schon über eine gut gepflegte Datenbank an Mailadressen von Eltern und Interessierten. Wir haben die Informationen, die uns von der Schule als Elternverein zur Verfügung gestellt wurden, über diesen Mailverteiler weitergeleitet. Oft haben uns Schreiben von Eltern erreicht, die sich herzlich dafür bedankt haben. Und ich war sehr froh, dass wir diesen Newsletter als Mailingliste hatten. Denn jeder, der schon mal Massenmails mit Excellisten verschicken wollte, kennt die dazugehörigen Tücken. Mit der neuen Mailingliste war es Easy-Cheesy … ein paar Klicks und das Mail geht raus an den Verteiler.
Im Schuljahr 2019/2020 war es uns nicht mehr möglich, einen Elternabend zu veranstalten, an dem wir die Chance gehabt hätten, neue MitarbeiterInnen für den Verein zu rekrutieren. Der letzte Elternabend mit Anwesenheit in der Schule war Anfang 2020. Meine KollegInnen im Stich zu lassen kam nicht in Frage.
SECHS
So begann Jahr SECHS im EV tgm. Mit der zweijährigen Funktionsperiode war im Herbst keine Wahl notwendig. Es wäre auch schwierig gewesen, die Freiwilligen stehen nicht Schlange für den Job. Zumindest im Oktober 2020 war es dann doch möglich, einen Elternabend von Angesicht zu Angesicht machen, diese Chance haben wir genützt und einige Eltern neu kennengelernt, die sich für den Elternverein interessieren. Gut so, bald folgte Lockdown zwei. Wir haben mit den neuen interessierten Eltern das TEAM gebildet und so war es im Schuljahr 2020/2021 trotzdem möglich, miteinander und für die Kinder zu arbeiten. Die meisten wollen zwar im Hintergrund bleiben und keine Funktion übernehmen, das ist auch in Ordnung, solange sich jemand findet, der auch Funktionen und somit Verantwortung übernimmt. Manche Entscheidungen müssen auf kurzem Weg im Vorstand getroffen werden. Doch je mehr Teammitglieder es gibt, desto besser können Aufgaben aufgeteilt werden.
In der Zwischenzeit haben wir an Möglichkeiten gearbeitet, die Elternabende auch online zu veranstalten. Wir haben geübt und ausprobiert, von einem „großen“ virtuellen Elternabend bis zu einigen TEAM-Sitzungen. Hier gilt mein besonderer Dank meiner Stellvertreterin. Sie hat bei diesen Online-Meetings auch mitprotokolliert. Dies wäre mir nicht in diesem Umfang möglich gewesen, nachdem ich in Diskussionen immer wieder meinen verbalen Beitrag leiste. Ganz still sein fällt mir manchmal doch schwer. Protokollführung ist online wesentlich schwieriger als in einer Sitzung, wo man sich gegenüber sitzt. Schreiben und reden online gleichzeitig geht nicht gut. Jedenfalls für mich nicht. Mit der Mitschrift meiner Stellvertreterin und meinen Notizen war es dann möglich ein sinnvolles Protokoll dieser Sitzungen abzuliefern.
Und sie ist mein zweites Paar Augen, meine Unterstützung, was die gute neue Rechtschreibung betrifft. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich – schwanger im Jahr 2000 – gesagt hab, die neue Rechtschreibung lerne ich mit meinem Kind gemeinsam, wenn es in die Schule geht. Ich würde sagen, diese Möglichkeit ist nun endgültig vorbei!
Im April haben wir ein TEAM-Strategie-Meeting einberufen mit dem Ziel nun festzulegen, wer denn die Nachfolge antritt. Es waren drei Positionen, die neu zu besetzen waren. Bis schlussendlich dann tatsächlich der neue Wahlvorschlag für den EV feststand, hat es dann noch ein wenig gedauert, aber es hat sich ein neues Team gefunden, welches die Arbeit sicher sehr gut und mit viel Energie weiterführen wird.
Die außerordentliche Hauptversammlung mit der Wahl eines neuen Vorstands als Online-Veranstaltung ist gelaufen. Eine Herausforderung, aber als Team gut zu schaffen. Es haben sich wieder Eltern gefunden, die bereit sind, ihre Zeit dafür zu verwenden, ehrenamtlich mitzuarbeiten und mitzuentscheiden. Ich finde das großartig.
Der Elternverein hat viele Aufgaben und braucht Unterstützung.
Mit den Mitgliedsbeiträgen werden Kinder unterstützt, die sonst aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wären, weil sie an manchen Aktivitäten nicht teilnehmen könnten. Der Elternverein ist ein Bindeglied zwischen Schule und Eltern und nimmt viele Aufgaben wahr – sofern man ihn lässt. Manchmal sitzt der Vorstand vom Elternverein jedoch auf dem sprichwörtlichen kürzeren Ast. Die Funktionsperioden der ElternvertreterInnen sind überschaubar, mit dem Kind verschwinden auch die Eltern aus der Schule und die Aufgabe wird übergeben. LehrerInnen sind oft viele Jahre an der gleichen Schule. Somit bleibt im SGA (Schulgemeinschaftsausschuss) die Lehrerkurie oft über viele Jahre gleich, die Schüler- und die Elternkurie wechseln ständig. Was nicht immer ein Vorteil ist für die wechselnden Kurien.
Wenn ich hier sitze und schreibe, dann spüre ich das Herzblut, welches in dieser vergangenen Arbeit steckt. Mailaccount bearbeiten, Protokolle schreiben, Newsletter verfassen, Homepage pflegen, an Tagen der offenen Tür teilnehmen, im SGA sitzen … vieles davon im Teamwork und gemeinsam mit KollegInnen, die auch besonders engagiert waren bzw. sind.
Hier möchte ich auch meinen VorstandskollegInnen meinen Dank ausdrücken. Im Besonderen aber meiner Obfrau und meiner Stellvertreterin. Mit diesen beiden verbindet mich eine besonders intensive (Arbeits-)Zeit, wir hatten am meisten miteinander zu tun und wir haben uns gegenseitig gestärkt und auch gefordert. Ebenso danke ich der Kassierin, die in die Funktion der Obfrau wechselt und damit die Verantwortung für den Verein übernimmt. Sie nimmt durch ihre bereits mehrjährige Tätigkeit in dem Verein Wissen aus den letzten Jahren mit, welches sie weitergeben kann. Und ich danke den neuen Vorstandsmitgliedern, dass sie bereit sind, die Arbeit weiterzuführen. Hier natürlich insbesonders meiner Nachfolgerin.
Ich gebe zu, ich habe oft geflucht und geschimpft, weil es mir manchmal viel zu viel wurde. Weil ich doch statt mich mit den Agenden vom Elternverein zu beschäftigen, lieber von einem neuen Golfplatz berichtet hätte. Es sind immer noch nicht alle gespielten Golfplätze beschrieben in diesem Blog. Lieber hätte ich frei von der Leber weg erzählt, statt mir Formulierungen zu überlegen, die doch tunlichst nicht in die falsche Kehle kommen sollen. OK … ein bisserl selbst schuld, wenn ein buchhalterischer Monk Schriftführer ist! Dann wird das Protokoll nochmals durchgelesen, umformuliert, korrigiert und wenn die Formatierung nicht auf den Millimeter passt, wird das überarbeitet. Das müsste ja nicht so sein, aber so bin ich halt. Auch wenn ich diese Zeiten abziehe, bleiben viele Stunden, ja Tage, die ich mit Arbeit für den Elternverein zugebracht habe.
Meine Freundinnen wissen, dass ich oft davon gesprochen habe, endlich diese meine Arbeit beenden zu können. Als ich dies vor einigen Tagen zum wiederholten Male erzählt hab, hat eine Freundin trocken gemeint: „Machen wir gemeinsam Party, wenn es so weit ist? Manuel und auch deine Enkelkinder inklusive?“
Leute, Partytime!
Es hat mich sehr gefreut!
Es war sehr schön!
Ich hatte oft Spaß an der Arbeit. Ich habe viel gelernt und ich denke, dass ich auch ein wenig dran gewachsen bin. Mit der ehrenamtlichen Tätigkeit habe ich zumindest einen Beitrag zur Gesellschaft geleistet. Und jetzt ist es endlich Zeit, diese Tätigkeit zu beenden und sich neuen Themen zuzuwenden.
One Reply to “Lebensabschnitt”
Oh ja einige Kilometer mit dir und dem Elternverein verbracht 😉 Es war immer sehr spannend wenn du davon erzählt hast, man merkte aber auch wie viel Arbeit und Energie du reingesteckt hast. Schön dass es jetzt so gut übergeben werden konnte.