Hoch auf da Petzn drobn …

Hoch auf da Petzn drobn …

Ich bin mit der Petzen aufgewachsen. Jedenfalls mit dem Blick auf diesen Berg. Wobei mich als kleines Kind manches „davor“ wohl mehr interessiert hat. Natürlich sind wir als Kinder auch oben gewesen, doch lang, lang ist’s her. Dass wir eine Wanderung auf die Petzen machen, war schon ganz lang unser Plan. Im Jahr 2007 waren wir oben, doch war das Wetter nicht ganz so günstig, so haben wir uns mit einem kleinen Aufstieg begnügt.

2019 schien der rechte Zeitpunkt gekommen, als sich mein Bruder aus der Schweiz – seines Zeichens Bergfex – mit seiner Familie angekündigt hatte. Anfang Juni sollte es sein. Der Termin für den Familienausflug war fixiert. Womit wir nicht gerechnet hatten war, dass es bis spät ins Frühjahr schneit und sogar am Wochenende vor unserem Ausflug noch ein Haufen Schnee auf 2000 m Seehöhe dazu gekommen ist. Wollte uns der Wettergott auch dieses Mal einen Strich durch die Rechnung machen?

Von der Landpomeranze habe ich mich in den letzten Jahren eher zu einer Stadtpflanze entwickelt. Daher habe ich angenommen, dass wir diesen Gipfelsturm verschieben. Allerdings hatte ich meine Rechnung ohne meine berggängigen Brüder und deren Familien gemacht. Sie wollten es trotzdem versuchen, so haben wir es gewagt. Das Wetter war OK, daran sollte es an diesem Tag nicht scheitern. Gemeinsam mit unseren Eltern sind wir zum „Petzenkönig“ gefahren, auf zur Gondel und hoch zur Bergstation. Auf dieser Höhe lag wenig Schnee, also sind wir in Richtung Berg aufgebrochen.

Wir waren bei weitem nicht die Einzigen!

Dieser Berg wird – außer von Schifahrern im Winter und Wanderern im Sommer – auch von Mountainbikern und Discgolfern bevölkert. Die Gondeln wurden extra umgebaut, so dass es möglich ist, sein Rad aufzuhängen und dann von der Bergstation hinunter zu rasen … ähm … zu fahren. Discgolf ist in der Zwischenzeit eine Sportart, die doch einige Anhänger hat. Natürlich gibt es Wettkämpfe und Meisterschaften. Ich habe es noch nicht probiert, doch als Golferin wäre ich ja zumindest schon mal mit Grundregeln vertraut, die Regeln sind ähnlich. Statt Abschlag gibt es Abwurf und das Ziel ist Einlochen. Informationen findet man auf www.discgolf.at  

Meine Eltern haben sich bald entschlossen umzukehren und wollten um den Wasserspeicher wandern. Wir sind weiter den in der Zwischenzeit schneebedeckten Weg gegangen und sind dann entlang der Piste und teilweise über Latschen in die Höhe gestiegen. Aber beschwerlich war der Weg: durch den Schnee durchstapfen und in den Schnee einsinken ist Kräfte raubend. Ich habe w.o. gegeben, waren auch meine Schuhe schon voll Schnee. Ich habe kehrt gemacht und mich meinen Eltern angeschlossen. Die ganz Tapferen unter uns sind weiter aufgestiegen. Allerdings auch nicht bis zum Gipfel, zu ungemütlich und nass war der Aufstieg. Der Gipfelsturm war uns an diesem Tag nicht vergönnt.

Nicht den Gipfel erklommen zu haben, verhinderte nicht, dass wir hungrig waren. In der „Alten Zollhütte“ gibt es ein winziges Extrazimmer, wo wir alle gemeinsam einen Platz bekommen haben. Und es war herrlich. Mit einem kleinen Ofen drinnen, wo die Bergwanderer ihre Socken trocknen konnten.

Gespeist haben wir fürstlich und sind dann satt und zufrieden wieder ins Tal gefahren.

Zufrieden? Na ja, … nicht ganz.

Denn eigentlich wollten wir ja den Gipfel erklimmen. Neues Jahr, neues Glück und dieses Mal ein wenig später im Jahreslauf. Wieder ist die Schweizer Verwandtschaft im Lande und wieder soll es eine gemeinsame Aktivität geben, die Petzen wartet ja noch auf uns. Schnee ist keiner zu sehen, doch ist für Samstag schlechtes Wetter angesagt. Also haben wir den Ausflug auf den Sonntag verschoben. Und gut war es. Es hat am Samstag dermaßen anhaltend geschüttet, dass da sowieso nicht an eine Bergwanderung zu denken gewesen wäre.

Am Sonntag in der Früh war der Blick aus dem Fenster und auch die Wettervorhersage hoffnungsvoll. Nämlich voll Hoffnung, dass sich die Wolken lichten, bis wir auf den Berg gehen. Um 7:00 in der Früh war nicht einmal ein kleines Stück vom Berg zu sehen. Etwas später sah es schon aus wie ein Bilderrätsel aus den Zeiten von „Dalli Dalli“, der Berg konnte erahnt werden und bis wir am Berg bei der Bergstation waren, hatten sich der größte Teil der Wolken gelichtet.

Wir wollten einen Rundwanderweg bis zur Feistritzer Spitze gehen. Dazu mussten wir zuerst ein Stück von der Station der Bergbahn absteigen, um dann wieder quer durch den Wald hinauf zu gehen. Was war ich froh, dass wir den Weg nicht in die andere Richtung gegangen sind! Noch froher war ich, dass ich mir die superleichten Wanderstöcke meiner Schwägerin ausborgen konnte, so bin ich zwar immer noch nicht leicht wie eine Gemse aufgestiegen, doch war es immerhin leichter, den Weg zu gehen.

Ich bin alt genug, um zu wissen, dass man sein eigenes Tempo gehen muss, auch wenn die Jungen vorne wegspringen wie Berggemsen. Die jungen Wilden wussten vorher wahrscheinlich gar nicht, wie langsam man gehen kann, mussten sie doch immer wieder auf mich warten. Doch meine Familie hat mich umsorgt, es hat sich abwechselnd immer jemand meinem Tempo angeschlossen. Warum hat mich das nur an Schifahren erinnert? Da ist es auch so … die Schnellen zischen vorne weg und sind ausgeruht, bis die Langsamen nachkommen.

Oben auf dem Gipfel angekommen, war es ziemlich kalt und windig. Und es war sooooo viel los, auch andere Gruppen hatten sich diesen Gipfel zum Ziel auserkoren. Jeder wollte ein Gipfelfoto und das möglichst, bevor ihm die Nase kalt wird. Beim Kreuz war ein Kommen und Gehen. Mir ging das alles viel zu schnell. Wir haben ein kleines Stück unter dem Gipfel eine Pause für die Jause gemacht und sind dann wieder abgestiegen. Wobei … der Weg geht den Grat entlang und dementsprechend ist es ein Auf und Ab.

Insgesamt hat die Tour fünf Stunden gedauert … meinem Tempo angepasst. Ich sag ehrlich … ich war schon froh, als wir wieder bei der Bergstation angelangt sind. Ich bin sehr gut zu Fuß, dies allerdings in flachem Gelände und nicht steil den Berg hinauf, da spüre ich dann meine Knochen. Unsere Golfrunden dauern auf einem großen Platz auch schnell mal vier Stunden. Doch ist die Herausforderung da eine ganz andere.

Meine Eltern haben wieder eine kleinere Wanderung auf der Höhe der Bergstation gemacht und wir wollten dann gemeinsam essen gehen. Auch dieses Mal in der „Alten Zollhütte“, allerdings auf der Terrasse, wo wir einen wunderbaren Platz gefunden haben. Die Zeit ist so schnell verflogen, dass wir ganz überrascht waren, als die Kellnerin uns darauf aufmerksam gemacht hat, dass die letzte Gondel ins Tal bald geht. Gott sei Dank, denn die Vorstellung, den Abstieg ins Tal zu machen, hat uns keine Freude bereitet.

In Summe war es eine super schöne Tour. Wobei ich festgestellt hab, dass ich vor allem beim Hinaufgehen sehr gut Zuhören kann. Für’s Selberreden hat mir die Luft gefehlt, das muss ich gestehen.

Sehr spannend war dann der Montag. Am Plan stand Golf in St. Veit, 18-Loch, vier Stunden zu gehen und zu spielen. Das ging ganz gut. Was ich am Dienstag noch nicht geschafft habe, ist die Treppen im Haus meiner Eltern gerade runter zu gehen. Da habe ich Muskeln gespürt, von deren Existenz ich bis heute keine Ahnung hatte. Am Mittwoch haben wir 18-Loch am Turnersee gespielt, da war das Geradeausgehen schon wieder gut möglich.

Man braucht Ziele im Leben. Für einen der nächsten Besuche aus der Schweiz haben wir ausgemacht, dass wir auf den Hochobir gehen.

2 Replies to “Hoch auf da Petzn drobn …”

  1. Danke – ich hatte das Gefühl mitgegangen zu sein ;). Am Hochobir gibt es eine schöne Strecke – von der Eisenkappler Hütte weg zum Gipfel durch den Wald – dauert zirka 1,5 Stdn. und ist je nach Kondition maximal mittelschwer. Ist nicht lange „nur“ knapp 3km aber es sind 600hm. LG Sabine

    1. Oh! Das freut mich, wenn ich Dich mitnehmen konnte auf diese Wanderung.
      Den Hochobir kenne ich, da war ich schon mehrmals oben, wenn auch vor längerer Zeit.
      Einer der spontansten Aufstiege war, als ein Freund mich am Nachmittag um 3 Uhr zu einem Treffen bei meinen Eltern abholen kam und mich fragte: „Was machen wir?“
      Ich sag drauf: „Gemma auf den Hochobir!“
      Er schaut kurz auf seine (Nicht-Wander-)Schuhe, sagt: „Egal, geht auch damit!“ und wir haben den Spaziergang gemacht.

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