Ein Tag für Körper, Geist und Seele.
Darf es das geben in Zeiten wie diesen? Darf man es sich gut gehen lassen, kein Radio, kein Fernsehen, … alles draußen lassen aus dem eigenen Leben. Ist das egoistisch?
Die Zahlen … DIE Zahlen steigen wieder in unermessliche Höhen, wir haben bereits an den 60.000 Neuinfektionen pro Tag gekratzt. Schaut man sich die Grafik an, ist die Erhebung im März vor zwei Jahren im Vergleich kaum zu sehen. Gerade wurde wieder berichtet, dass Krankenhäuser in den Notbetrieb versetzt werden. Dieses Mal sind es nicht die Intensivstationen, sondern die Normalstationen, die überlastet sind.
Dann gibt es noch andere Zahlen, die uns täglich ins Haus geliefert werden. Vom Krieg in der Ukraine, wo die Zivilbevölkerung immer mehr unter den Angriffen der russischen Armee zu leiden hat. Auch hier sind erschreckende Bilder von Zerstörung, von Leid, von fliehenden Menschen zu sehen. In Reih und Glied aufgestellte leere Kinderwägen, die zeigen, wie viele Kinder schon gestorben sind. Bilder aus U-Bahn-Schächten und Schutzbunkern, von Menschen, die dort ausharren und hoffen, dass das Grauen bald ein Ende hat. Aber auch Bilder von tapferen Menschen, die um ihre Heimat kämpfen wollen und sich den Aggressoren entgegenstellen. Männern und Frauen, die in die Ukraine – nach Hause – fahren, um dort ihren Beitrag zu leisten.
Auch zu den Flüchtenden gibt es Zahlen. Es sind bereits Millionen Menschen, die geflüchtet sind und jetzt Sicherheit und Schutz in den Nachbarländern suchen. Österreich ist nur einen Katzensprung entfernt. Da ist nicht viel dazwischen. Das macht es so nah, so bedrohlich. Mal abgesehen davon, dass es unfassbar ist, wie es möglich ist, dass wieder EIN Mann mit seinen Schergen die Welt in Angst und Schrecken versetzen kann. Während ich das schreibe, geht es mir schlecht. Es geht mir nah. Es betrifft mich. Es macht mich fassungslos. Die Realität hat mich wieder eingeholt.
Und doch war das Wochenende so schön. Das hat mir Kraft gegeben.
Ich war das erste Mal heuer auf dem Golfplatz, habe alles hinter mir gelassen, mich auf den Griff, den Schwung konzentriert und siehe da …. die Bälle fliegen! Es ist doch ein wenig wie Radfahren, man vergisst es nicht ganz. Es ist ein Glücksgefühl, welches mich durchströmt, wenn diese Bewegung rund ist, der Schlägerkopf wie durch Butter durch den Ball geht und er fliegt. Das gibt mir Kraft.
Wir waren im Volkstheater. Durch Zufall habe ich von dem Stück gehört. Musik mit Bühne. Mit einem Bühnenbild, das eine eigene Rolle hat, ja quasi zur Hauptdarstellerin wird. Es gibt Sänger, doch die stehen neben den Musikern im Orchestergraben. Das Bühnenbild wirkt für sich alleine. Kein Schauspieler, keine Sängerin betritt das Bild. Und trotzdem gibt es Bewegung: ein wogendes Meer, Bäume im Schneefall, ein knisterndes Feuer. Gewitter und Donnergrollen, ja auch eine Windmaschine (in einer Loge aufgestellt), die uns sofort an das Theater in Stockholm erinnert, wo wir an ihr drehen durften. Ein faszinierendes Schauspiel mit meditativer, aber auch kraftvoller Musik. Für mich einzigartig. Hab ich doch so etwas noch nie gesehen und gehört: Der Klang der Offenbarung des Göttlichen.
Anschließend haben wir noch einen Spaziergang durch die Wiener Innenstadt gemacht. Ich wollte das in den Ukrainischen Farben angestrahlte Burgtor sehen, die Himmelsleiter am Stephansdom und auch wieder einmal durch die Kärntner Straße flanieren. Ein Spaziergang mit meinem Mann, also We-Time, so schön und wichtig, mit dem obligatorischen Kerzerlanzünden in der Peterskirche.
Was mich zur gestellten Frage zurückbringt. Und die Antwort ist klar:
Das darf es geben, das muss es geben.
Damit wir Kraft schöpfen können, um weiter zu bestehen.Und dies nicht erst „5 vor 12“!