#demaskiert

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Ich gebe es zu … ich habe die Maske zu Beginn der Maskenpflicht auch nicht ganz vorschriftsmäßig getragen. Ich hatte die Gummibänder hinter dem Kopf und so konnte die Maske vorne lose runterhängen, wenn ich das obere Band nach vorne gezogen hab. Es war ja so praktisch! Kein Herumfummeln, kein Zusammenknüllen, kein Einstecken und mit einem Griff war die Maske wieder dort, wo sie sein musste.

Eine Freundin hat mir dann gezeigt, wie man die Masken richtig trägt, noch bevor die vielen Spots im Fernsehen zu sehen waren. Von Schmierinfektionen war die Rede und warum man die Maske nur an den Bändern angreifen sollte. Seit diesem Zeitpunkt schaue ich fasziniert den Falttechniken verschiedener Menschen zu, wenn sie hinter ein Rednerpult treten und die Masken runternehmen. Manche falten penibel und ordentlich, manche legen die Maske achtlos auf den Tisch. Sie nur an den Bändern anzugreifen schaffen viele nicht.

#demaskiert

In der Zwischenzeit habe ich mir andere Maskenmodelle genäht und verwende die Variante mit den Gummibändern hinter den Ohren. Zum Einstecken in die Tasche – um das kommt man nicht herum – habe ich mir kleine Stoffsäckchen genäht, die gemeinsam mit den Masken bei 60 Grad gewaschen werden können oder in den Backofen kommen, wenn es dringend ist und sich keine Wäsche ausgeht.

Alles schon gesehen!

Ich würde mich als durchaus friedfertige Persönlichkeit – allerdings mit Hang zu Emotionen – beschreiben. In Zusammenhang mit den Maskentragearten steigen in mir aber regelmäßig Emotionen hoch, die ich schwer unter Kontrolle halten muss!

Die Maske tiefer gezogen ist die häufigste Variante, hier geht es von gerade unter der Nase bis zum Hals, Modell „Halsschmuck“. Sehr beliebt ist auch das Modell „Johannes“, dabei sitzt die Maske unter der Nase des Mannes, so kann auch der gezwirbelte Schnurrbart keck oben rausschauen. Fairerweise sei festgehalten, dass dieses Modell von Männern und Frauen gleichermaßen gerne getragen wird. Ob mit oder ohne Bart. Doch damit nicht genug. Es gibt noch das Modell „Einhorn“, die FFP2-Maske auf der Stirn. Modebewusste tragen das Modell „Sonnenbrille“, die Maske in die Haare geschoben. Wer es asymmetrisch mag, lässt die Maske lässig an einem Ohr runterhängen, also das Modell „Ohrgehänge“.

Eine besondere Spezies sind die „Schildbürger“ – auch hier in der weiblichen und männlichen Variante. Diese tragen das Schild unterschiedlich, entweder als Stirnband oder auf die Brille geklemmt – je nach Ausführung. Sehr oft sieht man das Schild hochgeklappt. Doch sind SchildbürgerInnen auch in anderen Lebensbereichen durchaus häufig aufzufinden. Auch ohne Schild am Kopf.

Schafft es die Maske in der Straßenbahn doch über Mund und Nase, wird sie oft runter genommen, weil man dringend etwas trinken muss, Kaugummikauen nicht gesehen wird unter der Maske (manche kauen ihren Kaugummi mit derartiger Inbrunst, dass ich mir denke es ist eine Performance) oder weil man telefonieren muss und man mit der Maske beim Telefonieren so schlecht verstanden wird.

Bild Quelle: pixabay

Auch die Ausführung des Mund-Nasen-Schutzes ist unterschiedlich. Von den blauen Papiermasken über verschiedenste Stoffarten oder auch im Notfall mal die Jacke verkehrt herum angezogen und die Kapuze vor den Mund gehalten. Ist keine Maske zur Hand, zieht man das T-Shirt nach oben über die Nase. Besonders hübsch bei jungen Mädchen, das ist dann allerdings schon mehr als bauchfrei. Oder – auch schon gesehen – ein nach vorne gezogener Blusenärmel, der über Mund und Nase gehalten wird. Blöd nur, dass man sich dann mit genau dieser Hand beim Haltegriff anhalten muss. In der zweiten Hand befindet sich das Handy und damit ist diese nicht frei. Viele haben ein einfaches Halstuch und ziehen das über Nase und Mund. Ob das dann immer bei 60 Grad gewaschen und täglich gewechselt wird, wage ich zu bezweifeln. Das Highlight war eine Maske aus durchscheinendem Tüll. Natürlich einfach gelegt und nicht doppelte Stofflage, wie es alle Nähvorlagen vorschreiben. Ich musste mich sehr zurückhalten, um nicht nachzufragen.

Besonders schlimm ist es aber, seit die Maskenpflicht teilweise gefallen ist. Sie werden oft fallen gelassen, wo man gerade ist. Der Müllberg wächst. Mit den neuen Bestimmungen werden die Masken oft auch in Bereichen nicht mehr getragen, wo sie eigentlich noch vorgeschrieben wären.

Auch mir ist es passiert, dass ich mitten in der Apotheke gestanden bin und – erst als mich die ApothekerInnen groß angestarrt haben – realisiert habe, dass ich ja ohne Maske dastehe. Denn die Maske war gut verstaut in der Tasche und ich habe da einfach nicht dran gedacht, nachdem ich vorher in einem anderen Geschäft gewesen bin. Ich habe die Maske schnell aus der Tasche gezogen und gut war es. Unangenehm war es mir trotzdem.

Ich empfinde nach wie vor Unsicherheit.

In der Zwischenzeit bin ich schon ab und zu mit den Öffis unterwegs. Nicht täglich, nicht besonders gerne und möglichst nicht zu den Stoßzeiten. Nicht, dass ich mich zum Menschenfeind in den letzten Monaten entwickelt hätte. Aber nach der Stille und Ruhe fällt es mir schwer, mit größeren Menschenansammlungen – und als solche empfinde ich schon eine halbvolle Straßenbahn – zurecht zu kommen.

Das hätte ich nicht für möglich gehalten. War ich doch zu meinen besten Zeiten nahezu täglich nach dem Büro noch aktiv und unterwegs. Sei es „nur“ auf einen längeren Spaziergang. Sei es im Theater oder Kino. Oder auch für ein geselliges Zusammensein im Freundeskreis. Direkt nach dem Büro nach Hause gab es selten. Und jetzt? Mich stresst es schon, wenn ich bereits EIN Treffen in der Woche ausgemacht habe und es soll EIN ZWEITES dazu kommen. So kenne ich mich nicht.

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Mein Terminkalender ist leer wie selten zuvor. Nur Golf findet regelmäßig statt. Das ist mein Ausgleich. Aber damit hat es sich schon. Irgendwann im September gibt es einen Theaterbesuch. Ein verschobener Termin, der aufgrund von Corona nicht stattfinden konnte. Alles was urlaubsmäßig geplant gewesen wäre, fällt flach. Nicht der Urlaub an sich, sondern die Destinationen. Neuorientierung ist angesagt. An einen Urlaub in Kanada – wie ursprünglich geplant – ist derzeit sowieso nicht zu denken. Aber auch sonst, auch die näher liegenden Destinationen sind nicht erstrebenswert. Die Grenzen sind wieder offen, aber es gibt nach wie vor Reisewarnungen für manche Gebiete – auch innerhalb Europas.

Es gibt Menschen, denen ist das egal. Die kümmern sich nicht darum. So bin ich nicht gestrickt. Für alle Nachbarländer Österreichs gilt Stufe 4, d.h. hohes Sicherheitsrisiko. Die Empfehlung des Ministeriums lautet „von nicht unbedingt notwendigen Reisen in das Land wird abgeraten.“ Außerdem findet sich auf der Homepage des Außenministeriums folgende Information:

„Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus (COVID-19)rät das Außenministerium dringend von allen nicht notwendigen Reisen, insbesondere von allen Urlaubsreisen, ab. Mit anhaltenden Einschränkungen im Flug- und Reiseverkehr, Quarantänemaßnahmen und weitgehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens zahlreicher Länder ist bis auf Weiteres zu rechnen. Zudem kann auch die Sicherheit der Gesundheitsversorgung in zahlreichen Ländern nicht mehr gewährleistet werden.“.

Fährt man in eines der Länder, kann es arbeitsrechtliche Konsequenzen haben, sofern man nach Ende des genehmigten Urlaubs nicht arbeiten kann oder darf, weil man selbst erkrankt ist oder in Quarantäne muss. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass wir für den kommenden Sommer die Reise noch nicht gebucht haben. Somit entsteht uns hier zumindest kein finanzieller Schaden. Wir waren noch in der Planungsphase und diese ist nun auf Eis gelegt.

Bild Quelle Pixabay

Der Indian Summer findet heuer für uns in Österreich statt. Österreich hat so viele Golfplätze, die ich noch nicht kenne. Da gibt es noch viel zu sehen. Insofern bin ich ganz entspannt und plane unsere herbstliche Fahrt durch Österreich, die dann hoffentlich möglich sein wird. Bis September ist es noch lang.

Wir haben die Pandemie noch nicht überstanden, auch wenn wir in Österreich – wie in vielen anderen Bereichen – auf einer Insel der Seligen leben. Vielleicht steigen die Erkrankungszahlen in Österreich derzeit noch nicht signifikant, aber rundherum gibt es wieder mehr Erkrankungen. Südamerika ist nicht um die Ecke, aber von dort erreichen uns nach wie vor Bilder des Schreckens. Und ein Impfstoff ist nach wie vor noch nicht in erreichbarer Nähe.

2 Replies to “#demaskiert”

  1. Gut getroffen wie immer – du hast die Armgelenksmaskentrager*innen unerwähnt gelassen. Wird sicherlich bald mal ein modischen Armband-Masken-Dingens 😉

    LG Sabine

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